Freitag, 3. Mai 2024

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Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

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Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Der hohe Coupé-Reiter

Toyota II: Die eigenwillige C-HR-Avantgarde bleibt / Zwei Vollhybrid und zum ersten Mal auch Plug-in

Von Günther Koch/Life-Magazin

Für mehr Kopffreiheit verläuft die Dachlinie beim neuen C-HR höher. Foto: Koch

Brüssel – Coupé High Rider, abgekürzt C-HR – so hat Toyota sein 2016 an den Start gegangenes Crossover-SUV genannt. Ähnlich wie Nissans Juke zeichnet es sich nicht zuletzt durch sein polarisierendes Äußeres aus. Die Japaner haben die zweite Generation des im Umfeld etwa von Honda HR-V, Mazda CX-3 oder VW Taigo unterwegs befindlichen Kompaktmodells international gerade in Brüssel vorgestellt. Die Einführung ist allerdings erst Anfang 2024 vorgesehen. Preise hat Toyota offiziell noch nicht genannt. Geht man jedoch von fast 33 000 Euro für den aktuellen Einstieg aus, dürften sie bei um die 35 000 Euro beginnen.

Der Platz geht in Ordnung

Das Auto: Die Neuauflage, solide verarbeitet, für ihr Segment standesgemäß anmutend, 4,36 Meter lang, 1,83 Meter breit, 1,57 Meter hoch, Radstand 2,64 Meter, lehnt sich optisch an Modelle wie bZ4X oder Prius an. Die Front zeigt Toyotas neues SUV-Gesicht. Beim bis hin zum auffälligen Heck nachgeschärften Profil sprechen die Japaner jetzt vom „Super Coupé“. Kurze Überhänge und bis zu 20 Zoll große Räder sollen etwas kraftvoll Dynamisches unterstreichen. Der Zweifarblack verlängert das schwarze Kontrastdach bis weit in den hinteren Stoßfänger hinein. Die Türgriffe sind erstmals bündig. Innen geht der Platz noch in Ordnung. Genaue Angaben zum Kofferraum, der gar nicht mal so klein wirkt, finden sich wie die zum Leergewicht leider in keinem Datenblatt. Dafür scheinen sich die Innendesigner jedenfalls um feinere Optik und wertigere Haptik bemüht zu haben. Das Cockpit ist recht übersichtlich, die Bedienung deshalb auch rasch im Griff. Das Armaturenbrett könnte bei der Gesamtbewertung einen etwas weniger zerklüfteten Eindruck hinterlassen.

Blick auf die Frontpartie mit dem Markenlogo vorn vor der Motorhaube.

140, 198, 223 (System-)PS

Der Antrieb: Drei mit Elektromotoren kombinierte 1,8- und 2,0-Liter-Vierzylinder-Benziner stehen zur Wahl, zwei Vollhybrid mit im System 140 und 198, der stärkere mit zusätzlichem Elektromotor hinten, sowie nun auch der aus dem Prius bekannte Plug-in mit 223 PS. Sie beschleunigen die Front- und Allradantriebler in 7,3 bis 9,9 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, machen sie in der Spitze 170 und 180 Stundenkilometer schnell. Eine stufenlose Automatik überträgt die Kraft auf die Räder. Den Verbrauch gibt Toyota im Mix nach WLTP mit 0,8 bis 5,2 Litern pro 100 Kilometer an. Die elektrische Reichweite beim Plug-in soll 66 Kilometer betragen.

Drei Motorisierungen stehen zur Wahl. Blick ins weitgehend digitale Cockpit.

Nicht unbedingt unkomfortabel

Das Fahren: Wir haben das Spitzenmodell, ebenfalls noch Vorserie, mit wechselnden Fahrprofilen von normalen Orts- über kurvenreichere Landstraßen bis hin zu moderat-spritzigeren Autobahnetappen gefahren. Verbrauchsmäßig hat der Bordcomputer bei uns nach fast 76 Kilometer langem Test tatsächlich nur 0,5 Liter und 12,5 Kilowattstunden angezeigt. Beim Plug-in stellt sich problemlos so etwas wie Fahrspaß ein. Er gewinnt in drei Stufen Energie zurück, erlaubt so über das Fahren mit nur einem Pedal wenigstens im Ansatz das Gefühl, sich in einem reinen Elektroauto fortzubewegen. Schon von den bloßen Technikwerten her müssten sich auch die übrigen Antriebe spürbar verbessert haben. Es wird mehr Leistung geboten, dazu lebendigere Fahrdynamik samt mehr Agilität versprochen. In Sachen Fahrwerk kommt die Grundauslegung bei allem jetzt sportlich-flotteren Vorwärtskommen keinesfalls unkomfortabel rüber. Die Lenkung gibt ausreichend direkte Rückmeldung von der Straße. Die Bremsen packen standfest zu. 

Namensschild statt Nummernschild. Der Kofferraum wirkt gar nicht mal klein.

Wiederverwertbare Materialien

Die Ausstattung: Die Sitzbezüge setzen sich komplett aus wiederverwertbaren Materialien zusammen. Die Ambientebeleuchtung passt ihre Farbe dem Tagesverlauf an. Gleich eine ganze Reihe von elektronischen Sicherheits- und Komforthilfen bis hin zum ferngesteuerten Einparken sind lieferbar. Einzelne Funktionen etwa von der Bedienung der Klimaanlage bis hin zu der der Sitzheizung können praktischerweise noch über entsprechende Knöpfe geregelt werden. Das 12,3-Zoll-Kombiinstrument ist individualisierbar. Die Mittendisplays bestehen aus 8- oder ebenfalls 12,3-Zoll-Monitoren. Es gibt Infotainment. Die Software-Updates finden über eine Funkschnittstelle statt. Ein Headup-Display ist zu haben. Smartphones lassen sich kabellos einbinden. Der Toyota erkennt, wer sich nähert und nimmt favorisierte Einstellungen vor. Eine neue Funktion sorgt dafür, dass der Plug-in automatisch in den Elektrobetrieb wechselt, wenn das Fahrzeug eine Umweltzone erreicht.

Heck-/Seitenansicht. Und so sieht der Coupé High Rider von der Seite aus.

Statt anpassen auffallen

Alles in allem: Optisch ist der C-HR wahrlich noch immer kein Mainstream. Auch wenn in puncto Motorisierung eine vollelektrische Variante vorerst jedenfalls offiziell (noch) nicht auf der Tagesordnung zu stehen scheint, zahlt sich die langjährige Großserien-Hybridkompetenz der Japaner seit 1997, seit dem Marktstart des ersten Prius, auch beim C-HR aus. Lediglich kleinere Einschränkungen etwa beim Platz oder bei der Variabilität ließen sich anführen. „Kein anderes Modell hat mehr Kunden für Toyota gewonnen“, heißt es bei der C-HR-Fahrvorstellung am Sitz der Europa-Organisation in Brüssel. Also dürfte „auffallen statt anpassen“ (Zitat Toyota) doch keine so falsche Devise sein. Zumindest nicht, was den eigenwillig-markanten hohen Coupé-Reiter betrifft.

Datenblatt

Motor: Zwei Vierzylinder-Vollhybrid, ein Vierzylinder-Plug-in, jeweils plus Elektromotor. Hubraum: 1,8, 2,0 Liter. Leistung: 72/98, 112/155 kW/PS (Verbrenner), 70/94, 83/111, 129/163 kW/PS (Elektromotor vorn), 30/41 kW/PS (Elektromotor hinten beim 2,0-Liter-Allradhybrid). Leistung System: 103/140, 145/198, 164/223 kW/PS. Maximales Drehmoment Verbrenner/Elektromotor vorn/Elektromotor hinten: 142, 190/185, 206, 208/84 Newtonmeter (beim 2,0-Liter-Allradhybrid). Elektrische Reichweite: 66 Kilometer (beim Plug-in). Beschleunigung 7,3 bis 9,9 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 170, 180 Stundenkilometer. Antrieb: Front, Allrad. Getriebe: Stufenlose Automatik. Umwelt: Verbrauch kombiniert nach WLTP 0,8 bis 5,2 Liter pro 100 Kilometer, 19 bis 117 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer. Abgasnorm: Euro-6AP. Preis: Möglicherweise um 35 000 Euro.

KoCom/Fotos: Günther Koch

12. September 2023