(K)ein Tabubruch
BMW hat den Active Tourer und den Gran Tourer in seiner 2er-Reihe überarbeitet
Von Günther Koch/Life-Magazin
BMW 2er Active Tourer, hier als Diesel 220d mit 190 PS. Foto: Koch
München/Rottach-Egern – Ein Van, selbst wenn er einen sportlich-dynamischer klingenden Namen bekommen hat, dazu Frontantrieb, dazu ein Dreizylinder wenigstens mit Aufladung: Für manche selbst bei BMW war das, was 2014 mit dem 2er Active Tourer und 2015 sogar mit bis zu sieben Sitzen als 2er Gran Tourer auf den Markt gekommen ist, ein gleich dreifacher Tabubruch. Armin Hultzsch, Active-Tourer-Projektleiter der gerade in München und am Tegernsee vorgestellten überarbeiteten Auflage, die zu Einstiegspreisen ab 27 850/29 100 Euro im Umfeld etwa der B-Klasse von Mercedes, des Golf Sportsvans von VW oder vergleichbarer Pendants von anderen Volumenherstellern wie Citroën, Ford oder Opel bei den Händlern steht, nennt es ein „Experiment“ – das sich für die Münchner bislang immerhin mit über 380 000 verkauften Einheiten bereits bezahlt gemacht hat.
Flotteres Äußeres
Das Auto: In die Karosserie der beiden sauber verarbeiteten und recht wertig anmutenden Tourer, 4,3/4,5 Meter lang, Radstand 2,7/2,8 Meter, Kofferraum 468/1510 und 645/1905 Liter, haben die Entwickler kaum eingegriffen. Die Front mit der größeren Doppelniere und den dreiteiligen Lufteinlässen soll den flotteren äußeren Auftritt unterstreichen, das Heck über Zierleisten und Auspuffendrohre die Breite betonen. Es gibt neue Farben und Felgendesigns. Materialien innen fühlen sich teilweise angenehmer an. Die Varianten mit Steptronic-Getriebe sind mit dem elektronischen Gangwahlhebel bestückt. Der Basissitz hat nach entsprechender Kritik jetzt breitere Auflagen bekommen. Schon vorher haben die doch etwas wuchtigeren A-Säulen gestört, etwa beim Abbiegen.
Mal sportlicher, mal luxuriöser
Die Ausstattung: Über den Basismodellen unter anderem schon mit Klimaanlage, Radio, Vernetzung, 6,5-Zoll-Touchscreen, Multifunktionslederlenkrad, Auffahrwarnung, City-Anbremsfunktion und 16/17-Zoll-Leichtmetallrädern mit 205er-Reifen bietet BMW hoch bis zum M-Sport jeweils noch vier weitere Lines an, die mal in die sportlichere, mal in die luxuriösere Richtung gehen. Bei ihrem Bedienkonzept setzen die Münchner immer mehr auf Digitalität. Funktionen wie intelligente Sprachsteuerung kommen hinzu. Bei den verfügbaren Elektronikhilfen ragt die Active Cruise Control mit Stopp-&-Go heraus, die den Wagen bis Tempo 140 im Verkehr mitschwimmen lässt, beschleunigt, bremst und den vorher eingestellten Sicherheitsabstand hält. Zur ebenfalls optionalen Fahrassistenz gehören Spurverlassenswarner und die Funktion, die bis Tempo 60 bei einer drohenden Kollision mit Autos, Motorrädern oder Fußgängern automatisch eine Notbremsung auslöst.
Drei- und Vierzylinder bis 231 PS
Der Antrieb: Sieben gleichfalls überarbeitete Drei- und Vierzylinder, alles aufgeladene 1,5- und 2,0-Liter-Direkteinspritzer, sowie ein an der Steckdose aufladbarer Plug-in-Hybrid stehen für den Active Tourer zur Wahl, sechs für den Gran Tourer. Die vier Benziner 216i, 218i, 220i, 225i leisten 109, 140, 192 und 231, der Plug-in-Hybrid 225xe iPerformance 224 und die drei Diesel 216d, 218d und 220d 116, 150 und 190 PS, wobei der Spitzenbenziner und die beiden Spitzendiesel auch mit Allrad zu haben sind. Sechsgang-Schaltgetriebe und zum ersten Mal in der Baureihe Siebengang-Doppelkupplungsbox und Achtgang-Automatik übertragen die Kraft auf die Räder. In Verbindung damit gibt BMW den Mixverbrauch zumindest im Datenblatt mit 2,3 bis 6,4 Litern für den Active Tourer samt Plug-in-Hybrid sowie mit 4,4 bis 6,3 Litern für den Gran Tourer an. Die neue Motorengeneration soll Verbrauch und Schadausstoß um bis zu fünf Prozent reduzieren, rechnet Projektleiter Hultzsch bei bis zu sieben PS und bis zu zehn Newtonmeter mehr vor.
Verschiedene Einstellungen
Das Fahren: Über den Fahrerlebnisschalter sind wie sonst bei den Münchnern bis zum Sparmodus verschiedene Einstellungen möglich. Das Fahrwerk wirkt sportlich, federt, nicht unwichtig etwa für längere Strecken, trotzdem komfortabel. Die elektromechanische Servolenkung gibt ausreichend Rückmeldung. Die Scheibenbremsen, vorn innenbelüftet, sorgen für standfeste Verzögerung. Wer will, kann mit den Tourern genauso entspannt wie sportlich unterwegs sein. Wir sind es unter anderem im Active Tourer 220d gewesen, dessen Bordcomputer bei uns nach gemischten Orts- und Landstraßenfahrprofilen bei eher moderater Fahrweise am Ende 5,6 (statt laut Datenblatt 4,4) Liter angezeigt hat.
Crossover-Konzepte gefragt
Alles in allem: Vans waren einmal. Gefragt sind Crossover-Konzepte im SUV-Look, die, wie Projektleiter Hultzsch es formuliert, genauso mit raumfunktionaler Variabilität, mit Komfort und insbesondere bei BMW mit „markentypisch dynamischen Fahreigenschaften“ punkten. Wir dürfen gespannt sein, wie die Münchner das in diesem Fall bei ihrem sportlichen Premiumanspruch bei der Neuauflage ihrer beiden Tourer wohl hinkriegen. Ohne möglicherweise erneut den Anschein von Tabubrüchen zu wecken.
Datenblatt I
(2er Active Tourer) Motor: Fünf Drei- und Vierzylinder-Turbobenziner, drei Drei- und Vierzylinder-Turbodiesel. Hubraum: 1,5, 2,0 Liter. Leistung: 80/109 bis 170/231 kW/PS. Maximales Drehmoment: 190/1350-3800 bis 400/1750-2500 Newtonmeter/Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 6,3 bis 11,3 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 190 bis 235 Stundenkilometer. Umwelt: Laut BMW Mixverbrauch 2,3 bis 6,4 Liter pro 100 Kilometer, 52 bis 147 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer. Preis: 27 850 bis 47 050 Euro.
Datenblatt II
(2er Gran Tourer) Motor: Drei Drei- und Vierzylinder-Turbobenziner, drei Drei- und Vierzylinder-Turbodiesel. Hubraum: 1,5, 2,0 Liter. Leistung: 80/109 bis 141/192 KW/PS. Maximales Drehmoment: 190/1350-3800 bis 400/1750-2500 Newtonmeter/Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 7,6 bis 11,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 188 bis 222 Stundenkilometer. Umwelt: Laut BMW Mixverbrauch 4,4 bis 6,3 Liter pro 100 Kilometer, 116 bis 141 Gramm Kohlendioxidausstoß pro Kilometer. Preis: 29 100 bis 47 900 Euro.
KoCom/Fotos: Günther Koch
18. Mai 2018