Freitag, 19. April 2024

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Blinklicht

"999"

Tempolimit-Anzeige in einem Kleinwagen bei unserem "Auto im Alltag"-Test. (gk)

"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Wie dunkle Schokolade

Mercedes (I): Mit EQE Elektroauto-Palette ausgebaut / Zum Start zwei Varianten, darunter schon AMG

Von Günther Koch/Life-Magazin

Die Business-Limousine, hier als EQE 350+, fährt zunächst mit 292 oder 476 PS vor. Fotos: Koch

Frankfurt/Main – EQA, EQB, EQC, EQS und EQV: Mit dem gerade in Frankfurt/Main vorgestellten, ab 70 626 Euro teuren EQE nimmt Mercedes sein sechstes Elektromodell ins Programm. Dessen Einführung als EQE 350+ und EQE AMG 43 4Matic, der damit zugleich den Einstieg ins elektrische AMG-Fahren darstellt, sehen die Stuttgarter noch für Ende April vor. Doch gleich vorweg: Nein, sagt Fahrzeugentwickler Dr. Shahram Hami-Nobari bei der Präsentation, bei der Mercedes auch einen ersten Ausblick auf den neuen EQS-SUV gegeben hat, worüber wir noch separat berichten, immer wieder, der EQE, auch wenn er im Segment der E-Klasse unterwegs sei, sei „nicht die Elektro-E-Klasse“, nicht vom Design, nicht von der Karosserie, nicht vom Antrieb her. „Der EQE ist ein ganz anderes Auto!“

Kompakter als EQS

Das Auto: Die in Bremen für den Weltmarkt und in Peking für den chinesischen Markt gebaute Business-Limousine, sauber verarbeitet, wertig anmutend, 4,34 Meter lang, 1,96/2,10 Meter breit, 1,51 Meter hoch, Radstand 3,12 Meter, Kofferraum 430 Liter, ist nach dem Luxusliner EQS die zweite Modellreihe auf der Elektroplattform für große Fahrzeuge. Das insgesamt sogar ziemlich sportliche Design, von Mercedes Purpose genannt, englisch für „Zweck“, wartet mit kurzgehaltenen Überhängen und Vorbau, ausgeprägter Schulterpartie sowie einem Heck mit scharfer Abrisskante auf. Innen gibt es viel Platz für Passagiere. Selbst im Fond herrscht eine noch relativ großzügig-luftige Atmosphäre. Der weitgehend geräuscharme und vibrationslose EQE baut kompakter als der EQS, hat einen kürzeren Radstand. In den äußeren Dimensionen lässt er sich mit dem CLS vergleichen. Die Maße im Innenraum, wo ein spezielles System für besonders saubere Luft sorgt, übertreffen die E-Klasse. Design innen und Ausstattung lehnen sich an den größeren EQS an. Im modernen Digitalcockpit ist die Bedienung nach kurzer Eingewöhnung rasch im Griff. Der Hyperscreen, dessen drei unter einem Deckglas optisch verschmelzende Bildschirme sich schwungvoll quer fast von A-Säule zu A-Säule ziehen und das Reisen für Beifahrer abwechslungsreicher und unterhaltsamer machen sollen, ist Teil der Sonderausstattung.

Blick auf den Vorderwagen mit dem Markenstern in der Frontpartie.

Entweder mit 292 oder 476 PS

Der Antrieb: Der ist elektrisch, sitzt an der Hinterachse, beim 4Matic kommt noch einer vorn hinzu. Im hinterradangetriebenen EQE 350+ leistet der Elektromotor 215/292 kW/PS, der stärkere AMG-EQE 43 mit 4Matic-Allrad kommt mit 350/476 kW/PS daher. Beide stellen satte Drehmomente von 565 und 858 Newtonmeter bereit, beschleunigen die leer doch 2355 und 2525 Kilo schweren Elektrolimousinen in 6,4 und 4,2 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, machen sie in der Spitze 210 Stundenkilometer schnell. Die Reichweite geben die Stuttgarter für den EQE 350+ mit 567 bis 654, für den EQE AMG 43 4Matic mit 503 bis 590 Kilometern an. In beiden Fällen ist eine Hochvoltbatterie mit 90 Kilowattstunden nutzbarer Kapazität an Bord. Der Stromverbrauch findet sich mit maximal 18,7 und 22,5 Kilowattstunden so zumindest im Datenblatt, die Ladeleistung mit 170 Kilowatt, die Ladezeit je nach Anschluss mit 32 Minuten für 10 bis 80 Prozent (DC/Gleichstrom) bis 8 Stunden und 25 Minuten für 10 bis 100 Prozent (AC/Wechselstrom).

Modellkennung an der Seite. Blick ins überaus moderne Digitalcockpit.

Serienmäßig Komfortfahrwerk verbaut

Das Fahren: Beim Tritt aufs Fahrpedal surrt der EQE fast ohne Geräusche überaus druckvoll voran. Das serienmäßige Komfortfahrwerk macht seinem Namen alle Ehre. Vielleicht nicht ganz so souverän wie der EQS, aber doch sehr gelassen ist man ebenfalls im kleineren Bruder unterwegs. Die Reichweiten scheinen reisetauglicher zu sein. Auf Wunsch kann die Fahrt sogar zum akustischen Ereignis werden. Die etwas künstlich wirkende Lenkung könnte noch etwas direkter Rückmeldung geben. Die auch mit für die Hinterachse für wendigeres und in Kurven agileres Unterwegssein ist genauso wie das Fahrwerk mit Luftfederung modellabhängig als aufpreispflichtige Option lieferbar. Die Scheibenbremsen packen standfest zu, falls nicht schon die Energierückgewinnung automatisch für genug Verzögerung sorgt. Sie wandelt im Schub- oder Bremsbetrieb mechanische Drehbewegung in elektrische Energie um, speist diese in den Akku ein; der Fahrer kann die Verzögerung in drei Stufen sowie die Segelfunktion über Schaltwippen hinter dem Lenkrad von Hand wählen. Praktisch bei der Navigation ist, dass sie auf Basis zahlreicher Faktoren die schnellste und komfortabelste Route samt Ladestopps plant und dynamisch etwa auf Staus oder Änderungen der Fahrweise reagiert. Das System visualisiert im Infotainment, ob die Batteriekapazität reicht, um ohne Laden zum Startpunkt zurückzukehren, bevorzugt bei der Berechnung manuell hinzugefügte Ladestationen entlang der Route, kann vorgeschlagene Ladestationen ausschließen und die voraussichtlichen Ladekosten pro Ladestopp berechnen.

Modellkennung hinten. Das Gepäckabteil fasst in diesem Fall 430 Liter.

Schon umfangreicheres Standardpaket

Die Ausstattung: Unter anderem LED-Scheinwerfer, LED-Rückleuchten, Seitenschweller, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, 10,25-Zoll-Fahrerdisplay, Multimedia, 11,9-Zoll Zentraldisplay, Navigation, Digitalradio, Komfortsitze mit Ledernachbildung, Multifunktions-Sportlederlenkrad, Parkpaket, Rückfahrkamera, Geschwindigkeitslimit-Assistenz, AC/DC-Ladesystem, Mode-2-, Mode-3-Ladekabel und 19-Zoll-Leichtmetallräder mit 255er-Reifen gehören bereits zum Grundumfang. Darüber stehen die drei Lines Electric Art Exterieur (500 Euro), AMG Line Exterieur (2790 Euro) und AMG Line Exterieur & Interieur (4350 Euro) zur Wahl. Zur neuesten Generation der Fahrerassistenzen zählt etwa die zusätzliche Sekundenschlafwarnung in Verbindung mit dem Hyperscreen. Wie der EQS bietet der EQE die Möglichkeit, neue Fahrzeugfunktionen per Over-the-Air-Updates in vielen Bereichen zu aktivieren. Der „Mercedes me“ genannte Ladeservice soll mit rund 700 000 Ladepunkten, darunter mehr als 300 000 in Europa, eines der dichtesteten Ladenetze haben.

Heck-/Seitenansicht. Und so sieht die EQE-Limousine von der Seite aus.

Sogar eigene (Duft-)Note

Alles in allem: Noch 2022 will Mercedes in allen Segmenten, in denen die Marke vertreten ist, batterieelektrische Fahrzeuge anbieten. Ab 2025 sollen alle neuen Fahrzeugarchitekturen ausschließlich elektrisch sein, Kunden dann für jedes Modell eine vollelektrische Alternative zur Auswahl haben. 2025 ist geplant, drei vollelektrische Architekturen einzuführen. Und was den EQE betrifft, haben die Stuttgarter für ihn schon jetzt noch etwas Besonderes kreiert, einen eigenen Duft, der auf dem Aroma dunkler Schokolade basiert und die Nummer 6 trägt, weil 1906 mit den „Mercédès Electrique“-Fahrzeugen die ersten Elektroautos ins Modellprogramm der Stuttgarter aufgenommen worden sind.“ Sein bittersüßer Name: No.6 mit Stimmungszusatz Mood Bittersweet.      

Datenblatt

(EQE 350+/EQE 43 4Matic) Motor: Elektro als permanenterregte Synchronmaschinen. Nenn-/Spitzenleistung: 215/292, 350/476 kW/PS. Maximales Drehmoment: 565, 858 Newtonmeter. Beschleunigung: 6,4, 4,2 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: Jeweils 210 Stundenkilometer. Antrieb: Hinterrad/Allrad. Reichweite: 567-654 Kilometer (EQE 350+), 503-590 Kilometer (EQE AMG 43 4Matic).Verbrauch: Laut Datenblatt nach WLTP kombiniert 15,9-18,7, 19,7-22,5 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Batterie: Hochvolt. Nutzbare Kapazität: Jeweils 90 Kilowattstunden. Maximale DS-Ladeleistung: Jeweils 170 Kilowatt. Ladezeit: Je nach Anschluss 32 Minuten von 10 bis 80 Prozent bis 8 Stunden und 25 Minuten für 10 bis 100 Prozent. Grundpreis: 70 626 Euro (EQE 350+), 103 827 Euro (EQE AMG 43 4Matic).

KoCom/Fotos: Günther Koch

13. April 2022