Donnerstag, 25. April 2024

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Blinklicht

"999"

Tempolimit-Anzeige in einem Kleinwagen bei unserem "Auto im Alltag"-Test. (gk)

"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Als Coupé-Crossover

Volvo hat neuen vollelektrischen C40 am Start / Zunächst nur First Edition mit zwei Motoren, 408 PS und Allrad

Von Günther Koch/Life-Magazin

Der neue Volvo C40 ist nur mit elektrischem Antriebsstrang zu haben. Fotos: Koch

Hamburg – Zwar scheint man aktuell bei Volvo zu überlegen, den Modellen künftige richtige Namen statt eher nüchtern-technische Buchstaben/Zahlen-Verbindungen zu geben. Aber bis es möglicherweise tatsächlich einml soweit ist, wird man noch mit weniger emotionalen Bezeichnungen wie der für den jetzt am Start stehenden C40 Recharge Pure Electric auskommen müssen. So jedenfalls nennen die Schweden nach dem technisch identischen, auch als Plug-in-Hybrid und Verbrenner erhältlichen Schwestermodell XC40 ihren zweiten, zunächst ab 62 050 Euro teuren Vollstromer, der – national gerade in Hamburg vorgestellt – als erster Volvo aber nur mit Elektroantrieb zu haben ist. Mit ihm tritt die Marke etwa gegen vergleichbare Konkurrenten wie Mercedes EQA und Tesla Model Y, intern gegen den Polestar 2 an.     

Das Auto: Beim C40, der vorerst nur in First Edition genannter Erstauflage angeboten wird, handelt es sich um einen Crossover in der Premium-Kompaktklasse. Der fünftürige Fünfsitzer im coupéhafteren Design, sauber verarbeitet, trotz Hartplastik wertiger anmutend, 4,43 Meter lang, 1,03 Meter breit, 1,58 Meter hoch, Radstand 2,70 Meter, Kofferraum 413 bis 1205 plus im Vorderwagen 31 Liter, läuft auf modularer Plattform im belgischen Gent vom Band. Das Raumgefühl wirkt zunächst recht großzügig. Vorn ist ordentlich Platz vorhanden, im Fond mit Blick auf die nach hinten abfallende Dachlinie und den doch relativ breiten Mitteltunnel für größere Mitreisende jedoch etwas weniger. Man sitzt höher. Die Sicht nach hinten bleibt trotzdem eingeschränkt. Die Bedienelemente im insgesamt sehr übersichtlich gestalteten Cockpit sind auf ein Minimum reduziert. Alle wichtigen Funktionen lassen sich über den großen Hochformat-Touchscreen regeln. Zur Eingewöhnung in die Bedienung sollte man sich anfangs freilich etwas mehr Zeit nehmen. 

Blick auf die Frontpartie des Kompaktmodells mit dem Markenlogo vorn.

Der Antrieb: Zwei jeweils 204 PS starke Elektromotoren, einer vorn, einer hinten, der auch den elektrischen Allrad erlaubt, sorgen für druckvolle Fortbewegung. Im System kommen beide zusammen auf 408 PS. Kräftige 660 Newtonmeter Drehmoment liegen vom Start weg bis 4350 Umdrehungen pro Minute an, was eine Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 in 4,7 Sekunden möglich macht. Die höchste Geschwindigkeit regeln die Schweden inzwischen generell elektronisch bei 180 Stundenkilometern ab. Das Getriebe ist ein einstufiges. Energie liefert der Hochvoltakku mit maximal/nutzbar 78/75 Kilowattstunden Speicherkapazität. Je nach Anschluss soll die Batterie in 37 Minuten von 10 bis 80 Prozent wieder nachgeladen sein, in gerade einmal 10 Minuten für weitere 100 Kilometzer. Die Reichweite gibt Volvo nach WLTP kombiniert mit bis zu 444, innerorts mit bis zu 578 Kilometern an, den kombinierten Verbrauch pro 100 Kilometer mit nicht gerade wenigen bis zu 22,3 Kilowattstunden. Wir sind bei gemischten Fahrprofilen moderat fast 100 Kilometer auf meist nur flacher Strecke von der Hamburger Innenstadt ins Umland unterwegs gewesen. Der Borcomputer hat bei uns am Ende verbrauchsmäßig 21,1 Kilowattstunden und den restlichen Ladezustand der Batterie mit 70 Prozent angezeigt.

Unter der Haube befindet sich ein 31-Liter-Stauabteil. Blick ins Cockpit.

Das Fahren: Einen Startknopf gibt es nicht. Man setzt sich rein, tritt aufs Fahrpedal, legt den Vorwärtsgang ein – und schon geht’s ruckfrei und leise los. Das Ansprechverhalten ist direkt. Die Leistung entfaltet sich gleichmäßig. Die tief und zentral im Unterboden platzierte Batterie sowie je ein Motor vorn und hinten steigern Handling und Agilität. Der Wagen liegt auch dank Allrad stabil auf der Straße, meistert selbst kurvige Passagen und Unebenheiten ziemlich souverän. Im Stadtverkehr macht sich das Ein-Pedal-Fahren bezahlt: Das Beschleunigen und Verzögern erfolgen mit gleichem Pedal, was Komfort und Reichweite erhöht, wobei die serienmäßig eingebaute Wärmepumpe laut Volvo einige zusätzliche Kilometer beitragen soll. Nach kurzer Zeit stört auch das stärkere Bremsen durch die Rekuperation, die Rückgewinnung von Energie, nicht mehr. Der leer 2185 Kilo schwere Wagen kann Lasten bis 1,8 Tonnen ziehen. Die elektronische Servolenkung wirkt etwas künstlich, könnte direktere Rückmeldung von der Straße geben. Die Scheibenbremsen packen standfest zu. Das Sicherheitsniveau ist durch moderne Assistenzsysteme bei Volvo schon immer sehr hoch gewesen.

Blick auf die Modellkennung hinten. Das Gepäckabteil hinten fasst 413 bis 1205 Liter.

Die Ausstattung: Die vorerst einzig verfügbare, teurere First Edition ist umfangreicher bestückt. Bei ihr gehören neben den vielen elektronischen Hilfen von der Spurführung mit Adaptivtempomat über Totwinkel- und Querverkehrswarnung mit Bremseingriff bis hin zum Schutz vor unbeabsichtigtem Verlassen der Fahrbahn zusätzlich durch Lenkeingriff etwa schon LED-Scheinwerfer, LED-Rückleuchten, sportliche Front- und Heckschürze, optischer Unterfahrschutz, Kontrastdach, Panorama-Glasdach, Dachreling, Dachkanten-, Heckspoiler, Heckklappen-Automatik, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, digitale Instrumentierung, Google-basiertes Infotainment, Neun-Zoll-Touchscreen, Soundsystem, Digitalradio, Sportlenkrad, Sportpedale, Parkkamera mit 360-Grad-Umfeldbeobachtung, kabelloses Smartphone-Laden sowie 19-Zoll-Leichtmetallräder mit 235/255er-Reifen. Die günstigeren C40 sollen zum Modelljahr 2023 ab Mitte 2022 folgen.    

Heck-/Seitenansicht des fünftürigen Fünfsitzers. Und so sieht der C40 von der Seite aus.

Alles in allem: Volvo setzt sich immer mehr unter Strom. Auch die Schweden treiben die Elektrifizierung ihrer Modellpalette immer weiter voran. Schon 2025 soll die Hälfte ihres gesamten Fahrzeugabsatzes auf reine Elektrofahrzeuge entfallen, den Rest sollen Hybride stellen. Ab 2030 ist vorgesehen, nur noch reine Elektroautos zu bauen und zu verkaufen. Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor, darunter Hybride, würden dann nicht mehr angeboten, kündigt Volvo zur C40-Präsentation in Hamburg erneut an. Mit dem erstmals komplett leder-, also tierhautfreien Innenraum im C40 sind die Schweden, wenn man so will, quasi sogar schon auf dem Weg zum veganen Auto. Der Anteil nachhaltiger Materialien ist hoch. So bestehen etwa spezielle Dekore teilweise aus recyceltem Kunststoff, Teppiche aus recycelten PET-Plastikflaschen: „Pro Fahrzeug“, rechnet Volvo in diesem Zusammenhang vor, „werden 71 gebrauchte Ein-Liter-Flaschen wiederverwertet“.

Datenblatt

(First Edition) Motor: Zwei Elektromotoren. Leistung vorn/hinten: Jeweils 150/204 kW/PS. Systemleistung: 300/408 kW/PS. Maximales Drehmoment: 660/0-4350 Newtonmeter/Umdrehungen pro Minute. Beschleunigung: 4,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 180 Stundenkilometer. Antrieb: Allrad. Getriebe: Ein-Stufen-Automatik. Batterie: Lithium-Ionen. Speicherkapazität maximal/nutzbar: 78/75 Kilowattstunden. Ladezeit: Je nach Anschluss 37 Minuten für 10 bis 80 Prozent bis 72 Stunden. Reichweite maximal/innerorts: Nach WLTP 415-444 Kilometer kombiniert, 541-578 Kilometer innerorts. Verbrauch: 20,7-22,3 Kilowattstunden pro 100 Kilometer. Grundpreis: 62 050 Euro.

KoCom/Fotos: Günther Koch

4. Februar 2022