Samstag, 20. April 2024

FB Logo für GK 1

GALERIA STUDIEN: Audis Skysphere stellt eine Oberklasse-Elektro-Roadster-Studie dar. Foto: Audi
GALERIA STUDIEN: Die BMW-Studie Concept 4 hat schon den Elektro-i4 angedeutet. Foto: Günther Koch
GALERIA STUDIEN: Audis AI Trail stellt die Konzeptstudie eines Elektro-Offroaders dar. Foto: Günther Koch
GALERIA STUDIEN: Die spaßige Elektro-Strandauto-Studie von VW nennt sich ID.Buggy. Foto: Günther Koch
GALERIA STUDIEN: EQ Silver Arrow nennt sich die Mercedes-Silberpfeil-Vision. Foto: Günther Koch
GALERIA STUDIEN: Der Hyundai 45 ist ein elektrisches Coupé-Konzeptfahrzeug. Foto: Günther Koch

Blinklicht

"999"

Tempolimit-Anzeige in einem Kleinwagen bei unserem "Auto im Alltag"-Test. (gk)

"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Sogar ungezähmt

Ford krönt mit der 487 PS starken GT-Version seine Vollelektro-Crossover-SUV-Reihe Mustang Mach-E

Von Rainer Waldinger und Günther Koch/Life-Magazin

Schon außen soll Fords Mustang Mach-E GT andeuten, was in ihm steckt. Foto: Waldinger   

Rovinj – Er ist nicht nur die PS-stärkste Version der vollelektrischen Mustang-Mach-E-Baureihe: Mit dem Mach-E GT hat Ford zugleich gerade im kroatischen Rovinj das in Sachen Drehmoment kräftigste Serienmodell der Marke in Europa vorgestellt. Der Autobauer will es noch in 2021 ausliefern, kündigt es im Umfeld etwa von kompakten Konkurrenten wie Audi Q4 e-tron, BMW iX3, Jaguar I-Pace, Mercedes EQC und Volvo XC40 Recharge zum Einstiegspreis ab 72 900 Euro an.

In der oberen Mittelklasse

Das Auto: Der Mach-E ist bei uns erst seit Frühjahr 2021 auf dem Markt. Dabei handelt es sich um einen in der oberen Mittelklasse angesiedelten fünftürigen Fünfsitzer. Das Crossover-SUV, dessen markanteren und eigenständigeren Charakter man vorn schon an der Bugschürze mit Spolierlippe und seitlichen Lufteinlässen erkennt, läuft in Mexiko vom Band. Der Name Mach-E lehnt sich an den Mustang Mach-1 aus dem Jahr 1969 an. Der GT selbst streckt sich mit 4,74 Metern länger als die übrigen Mach-E. Er ist 1,88/2,09 Meter breit, baut mit 1,61 Metern zudem flacher als die übrigen Versionen. 2,98 Meter Radstand sind identisch. Genauso wie das Ladevolumen mit 322/402 bis dachhoch 1345/1420 Litern plus 100 Liter im Frontkofferraum. Nicht zuletzt besondere Designmerkmale, Lackierungen und Performance-Sitze unterstreichen den Premiumauftritt. Es gibt keine klassischen Türgriffe mehr. Das Öffnen erfolgt über Schlüssel, Smartphone oder eine kleine Tastatur in der B-Säule. Innen geht es relativ geräumig zu. Der Tablet-artige Hochformat-Touchscreen auf der Mittelkonsole dominiert das moderne, insgesamt recht übersichtliche Cockpit. Zur Eingewöhnung in die Bedienung sollte man sich anfangs doch etwas mehr Zeit lassen, um alles wirklich sinnvoll nutzen zu können.

Bereits die Front mit dem Markenlogo vorn, dem Mustang, wirkt ziemlich markant.

Ein Motor vorn, ein Motor hinten

Der Antrieb: Gleich zwei Elektromotoren treiben den leer 2348 Kilo schweren GT an, wobei der zweite – die heckangetriebenen Versionen verfügen nur über einen hinten – auf der Vorderachse sitzt. Beide zusammen schaffen 487 PS Systemleistung. Mit Overboost sind kurzzeitig sogar bis zu 860 Newtonmeter Drehmoment möglich, laut Ford sogar fast 15 Prozent mehr als beim reinen Verbrenner-Hochleistungssportwagen GT. Je nach Art des Starts beschleunigt dieser Mach-E in 4,4/3,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Das System regelt die höchste Geschwindigkeit bei 200 Stundenkilometern ab. Eine Getriebeautomatik überträgt die Kraft auf die Räder. Die große Batterie verfügt installiert/nutzbar über 98,7/88 Kilowattstunden Kapazität. Deren Dauer- oder höchste 30-Minuten-Leistung gibt Ford mit 200, die Netto-/Maximalleistung mit 442 Kilowatt, die Ladezeiten je nach Anschluss mit 10 Minuten für knapp 100 Kilometer über 45 Minuten für 10 bis 80 Prozent der Batterie bis komplett 7 Stunden und 10 Minuten an. Die Reichweite soll 500 Kilometer betragen. Der Verbrauch nach WLTP findet sich kombiniert mit 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometern so zumindest im Datenblatt. Wir sind von Pula auf Landstraße über Barban nach Vranja sowie über Motovun bis Rovinj schon aufgrund der strengen Geschwindigkeitsbestimmungen eher moderat unterwegs gewesen. Insofern hat der Bordcomputer bei uns am Ende der ersten Ausfahrten in puncto Verbrauch sogar mit nur 17 Kilowattstunden überrascht.

Der Frontkofferraum fasst 100 Liter. Das moderne Cockpit wirkt sehr übersichtlich.

Mit spezieller sportlicher Kalibrierung

Das Fahren: Das Fahrerlebnis überzeugt. Der Motor hinten erreicht Ford zufolge schon nach einer halben Sekunde seine maximale Antriebskraft, der vorn steuert zusätzliche Leistung, Drehmoment und Traktion bei. Die Beschleunigung ist schon beeindruckend. Die drei Fahrprogramme „Zahm“, „Aktiv“ und „Temperamentvoll“ sind bereits in den normalen Mach-E Standard, passen die Kennlinien von Fahrpedal, Lenkung, Dämpfung, simulierten Schaltvorgängen und künstlich erzeugtem „Motorsound“ im Innenraum entsprechend an. Als zusätzlicher Modus kommt im GT noch „Ungezähmt“ hinzu. Er verringert die Schwelle zur Aktivierung des elektronischen Schleuderschutzes und der Traktionsregelung, um sich etwa auf Rennstrecken noch ambitionierter fortbewegen zu können. Zudem ist der Antriebsstrang speziell kalibriert. Der größere Teil des Motormoments geht an die Hinterräder, was den sportlicheren Fahrcharakter nochmals erhöht. Das Fahrwerk arbeitet adaptiv auf Basis der elektronischen Dämpferverstellung. Über das serienmäßige One Pedal Drive lassen sich das Beschleunigen und Bremsen in einem Pedal vereinen. Es bietet die Möglichkeit, die Reichweite zu vergrößern. Statt das Bremspedal zu betätigen, genügt es dank Rekuperationsverzögerung, einfach den Fuß vom Fahrpedal zu nehmen – und die zurückgewonnene Energie wird als Strom wieder in die Batterie eingespeist. Die bei Elektroautos sonst nicht selten etwas künstlich wirkende Lenkung gibt in diesem Fall direktere Rückmeldung. Die Scheibenbremsen packen standfest zu.

Heck-/Seitenansicht des fünftürigen Fünfsitzers. Das Gepäckabteil hinten fasst bis zu 1420 Liter.

Schon umfangreicheres Basispaket

Die Ausstattung: Im Serienpaket sind etwa schon LED-Scheinwerfer, Heckspoiler, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, Audio-/Infotainmentsystem, 15,5-Zoll-Touchscreen, Navigation, Digitalradioempfang, Soundsystem, Polster in Lederoptik, Lenkrad in Lederoptik, Adaptivtempomat, Geschwindigkeitsbegrenzer mit Tempolimitanzeige, Verkehrszeichenerkennung, Fahrspur-, Stauhilfe mit Stop-&-Go-Funktion, Totwinkel-, Ausweichassistenz, Müdigkeitswarner, Parkpilot, Rückfahrkamera und 17-Zoll-Leichtmetallräder mit 225er-Reifen enthalten. Die Allradversionen fahren mit Matrix-LED, Radkastenverkleidung, Pedalen mit Aluminium-Auflagen und 19-Zöllern vor. Der GT verlässt unter anderem mit Dach in Kontrastfarbe, Sportsitzen, Sportlenkrad in Leder-/Wildleder-Optik, 360-Grad-Kamera, Querverkehrserkennung, aktiver Parkassistenz samt teilautomatisierter Fahrzeugführung, sensorgesteuerter elektrischer Heckklappe und 20-Zöllern mit 245er-Reifen das Werk. Die neue Architektur des sprachgesteuerten Kommunikations- und Unterhaltungssystems soll neben weitgehender Vernetzung etwa über Smartphone auch die individuelle Anpassung an mehr als 80 Fahrzeugfunktionen ermöglichen. Aktualisierungen finden kabellos per Datenübertragung „over the air“ statt.  

Markante Leuchtarchitektur hinten. Und so sieht das Crossover-SUV von der Seite aus.

Mit dem Wildpferd im Wappen

Alles in allem: Der Mustang ist eigentlich eine automobile US-amerikanische Sportwagen-Ikone mit Wildpferd im Wappen. Dass Ford die Bezeichnung inzwischen sogar für ein Crossover-SUV-Modell nutzt, ist mutig, dürfte jedoch auch der Tatsache geschuldet sein, leistungsstarke Vollstromer schon namentlich auch von einer sportlich-emotionaleren Aura umwehen zu lassen. Der GT als Krönung legt dabei sicher noch eine Schippe drauf. Der normale Mustang Mach-E beginnt bei 47 500 Euro. Die mit einem Elektromotor versehenen heckangetriebenen Varianten mit 75,7-Kilowattstunden-Standardbatterie und 98,7-Kilowattstunden-Akku für längere Reichweite haben 269 und 294 PS. Die mit zwei Elektromotoren ausgestatteten allradangetriebenen Versionen mit 269 und 351 PS stehen ab 54 750 Euro in der Liste.     

Datenblatt

Motor: Zwei Elektromotoren. Systemleistung: 358/487 kW/PS. Maximales Drehmoment: Mit Overboost kurzzeitig erreichbar 860 Newtonmeter. Beschleunigung mit stationärem/rollenden Start: 4,4/3,7 Sekunden von 0 auf Tempo 100. Höchstgeschwindigkeit: 200 Stundenkilometer. Batteriekapazität installiert/nutzbar: 98,7/88 Kilowattstunden. Dauerleistung (höchste 30-Minuten Leistung): 200 Kilowatt. Netto-/Maximalleistung: 442 Kilowatt. Ladezeiten: Je nach Anschluss von 10 Minuten für knapp 100 Kilometer über 45 Minuten Schnellladen für 10 bis 80 Prozent der Batterie an Wallboxen bis 7 Stunden und 10 Minuten an öffentlichen Ladestationen. Reichweite: 500 Kilometer. Verbrauch: Laut Ford kombiniert 20 Kilowattstunden pro 100 Kilometer nach WLTP. Grundpreis: 72 900 Euro.  

KoCom/Fotos: Rainer Waldinger

21. Oktober 2021