Freitag, 3. Mai 2024

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Gute Reise!

"Eine Dame lebt in Venedig, / die ist mit achtzig noch ledig. / Sie beklagt sich nicht, / sie lächelt und spricht: / „Vielleicht war das Schicksal mir gnädig.“

Die Limericks, die Sie an dieser Stelle immer lesen, stammen alle von Ole Haldrup. Sein „Buch der Limericks“ (2003), dazu „Lirum, Larum, Limerick“ (2004) und „Das Geheimnis der fünften Zeile" (2007) sind zu beziehen über: Nereus-Verlag, Susanne Happle, Johann-von-Werth-Straße 6, 79100 Freiburg, Telefon 0761-403802, nereus-verlag @gmx.de. (gk)

Ludwigs Geschichte

Deutschland ist schön: Mit Fiat am Starnberger See / Königliche Tragödien und politische Denkanstöße

Von Günther Koch/Life-Magazin

Prächtige Hausfassaden finden sich auch am Starnberger See immer wieder. Foto: Koch

Pöcking – Also doch! Die Navigation führt uns, aus Richtung Norden kommend auf dem immerhin noch über 50 Kilometer langen Weg zum Starnberger See südwestlich von München, nicht über die östliche oder westlich Umfahrung, sondern direkt durch die Innenstadt, weil die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten eben die Gerade ist. Und dabei gibt‘s dann auch gleich das volle Programm: Erst die Außenbezirke, dann Leopoldstraße, Stachus und Mittlerer Ring. Zum Glück ist der Feierabendverkehr schon zum größten Teil vorüber. Aber das ständige Stopp-&-Go an den Ampeln im Zentrum, das nervt auf Dauer dann doch.

Freundliche Küche

Es ist schon später. Und in Ambach im Landhotel Huber am See, in das wir uns am Vorabend für eine Fiat-Veranstaltung tags darauf in Pöcking auf der anderen Seite des Sees einquartieren, will die Küche eigentlich schon schließen, lässt für ein kleineres Abendessen aber noch etwas offen. Die meisten Gäste scheinen schon gegangen zu sein. Nur vorn in der Gaststube sitzen noch einige Einheimische, sprechen über Probleme im Ort, während hinten zwei ältere Männer offensichtlich aus der Pfalz in Erinnerungen an fußballerisch glorreichere Zeiten etwa mit dem FC (Kaiserslautern) und mit Waldhof (Mannheim) schwelgen, derweil am anderen Ende des Raums ein Paar darüber berät, was es sich am nächsten Tag in der Region am besten anschauen könnte.

Erst das Ostufer

Von Ambach fahren wir am Ostufer des Sees entlang nach Münsing, von dort weiter über Weipertshausen, Allmannshausen, Sibichhausen und Assenhausen nach Berg. Sehenswert sind Schloss, Bismarckturm und Votivkapelle, jene Gedächtniskirche zu Ehren von Ludwig II. im Wald oberhalb der Stelle, wo am Pfingstsonntag 13. Juni 1886 die Leiche des Königs im See gefunden wird. Auch durch den skandalumwitterten Tod des Monarchen ist der See bekannt geworden. Der Wittelsbacher, heißt es, sei darin ertrunken. Doch auch viele Verschwörungstheorien ranken sich um diesen Vorfall, die Akte Ludwig.

Königlicher Tod

Fest steht: Ärzte stellen bei Ludwig, dem Märchenkönig und leidenschaftlichen Bauherrn vor allem der Schlösser Neuschwanstein, Herrenchiemsee und Lindenhof, eine Störung der Persönlichkeit fest.  Er kommt in Gewahrsam, wird nach Schloss Berg gebracht. Am Todestag soll Ludwig am frühen Abend zusammen mit einem Arzt zu einem Spaziergang im Schlosspark direkt am See aufgebrochen sein. Doch sie kommen nicht zurück. Erst ziehen einzelne Gendarmen los, beide zu suchen, dann alle verfügbaren Männer mit Lampen und Fackeln. Schließlich finden sich Über- und Leibrock des Königs im Wasser, kurz darauf, nur wenige Schritte vom seichten Ufer entfernt, der König selbst und der Arzt.

Viele Gerüchte

Offiziell, so ist zu lesen, habe der Arzt den Regenten an einem Selbstmord hindern wollen, sei dabei selbst zu Tode gekommen. Diese Version sei jedoch schon bald bezweifelt worden, steht in einer Beschreibung des Falls, so dass sich von Anfang an und bis heute zahlreiche Gerüchte bezüglich des Todes von Ludwig hielten, die unter anderem einen möglichen Fluchtversuch beziehungsweise sogar die Erschießung des Königs in Erwägung ziehen würden … Ludwigs Geschichte erzählt man sich so oder so ähnlich immer wieder rund um den See. Auch ein Holzkreuz im See selbst nahe der Sterbestelle bei Berg erinnert daran. In die Treppenanlage der im Jahr 1900 eingeweihten Votivkapelle findet sich noch eine Totenleuchte für Ludwig, gestiftet damals von Königsmutter Marie.

Wieder höchste Kaufkraft

Starnberg, die gut 23 000 Einwohner zählende Kreisstadt rund 25 Kilometer südwestlich von München, ist nicht nur Kur- und Erholungsort. Sie hat dem See, an dessen Nordende sie liegt, auch seinen Namen gegeben. Durch die (Wohn-)Nähe zur bayerischen Landeshauptstadt ist die Kaufkraft der Stadt samt zugehörigem Landkreis mit über 30 500 Euro pro Kopf inzwischen sogar wieder die höchste vor dem Hochtaunuskreis im westlichen Speckgürtel um Frankfurt/Main. Seepromenade, Schlossgarten, Achheimviertel und der Platz am Tutzinger Hof sind sehenswert. Prominente wie Schauspielerin Marianne Sägebrecht oder Prinz Luitpold von Bayern, Urenkel des letzten Königs von Bayern, stammen von hier. In der Stadt selbst herrscht ziemlich viel Durchgangsverkehr. Es gibt keine Umgehungsstraße. Erst ab Pöcking geht es etwas ruhiger und entspannter zu.

In Pöcking und Feldafing

Kein Wunder. Die 5500-Seelen-Gemeinde scheint dem Starnberger Trubel, von dem sie zweifellos ebenfalls profitiert, etwas abgeschworen zu haben, schaltet im Alltag ein, zwei Gänge zurück. Der Bahnhof im Ortsteil Possenhofen, in dem sich ein hübsches Schloss mit vier Ecktürmchen befindet, steht unter Denkmalschutz. Er ist einst für den hohen Adel errichtet worden und als Sis(s)i-Bahnhof bekannt. Vor dem Museum erinnert eine Statue an die beliebte Kaiserin, die sich damals auch gern im benachbarten Feldafing mit der schmucken Villenkolonie aufgehalten haben soll, vielleicht weil es da die Roseninsel gibt. Ein 18-Loch-Golfplatz liegt direkt am Ufer des Sees. Namen wie Bernheimer und Pringsheim verweisen auf das jüdische Leben in der Region. Katja Mann, Ehefrau des Schriftstellers Thomas Mann, ist in Feldafing geboren worden. Der Schauspieler und Sänger Hans Albers, den man eher im hohen Norden verorten würde, wohnte hier.

In Trutzing und Bernried

Tutzing ist mit seinen fast 9900 Einwohnern deutlich größer. Es gibt ein Schloss, von dem aus man bei guter Sicht bis zum Karwendel-Gebirge hinter dem See auf der anderen Seite schauen kann. Alleen durchziehen den Ort, von dem aus die Bildungsstätte der Evangelischen Akademie versucht, dem Land politische Denkanstöße zu vielerei Themen zu geben. Bernried mit seinen gerade einmal etwas mehr als 2200 Einwohnern nahe des Hausstätter Weihers kann neben dem Kloster der Missionsbenediktinerinnen, neben Schloss Höhenried, Hofmark-, Martinskirche einem Park mit uraltem Baumbestand und einer Eiche mit wohl über acht Metern Umfang insbesondere auf das Museum der Phantasie verweisen, der 2001 eröffneten Kunstsammlung des Schriftstellers und Malers Lothar-Günther Buchheim, der seit der Nachkriegszeit bis zu seinem Tod 2007 in Feldafing gelebt hat.

Am Übergang zu anderen Seen

In Seeshaupt, über 3000 Einwohner, am Übergang zu den Osterseen, zu Stech-, Frechen- und Ammersee gelegen, schließt sich der Kreis. Wir sind am südlichen Ende des Starnberger Sees.  Das Wappen der Gemeinde, ebenfalls mit Schloss, das in diesem Fall den Namen Seeseiten trägt, zeigt einem schräg liegenden Silberfisch auf blauem Grund. Es soll die Lage am See und die Bedeutung der Fischerei als wichtigem Erwerbszweig symbolisieren, zumindest in früheren Zeiten. Als man an der Säule am heutigen Dampfersteg sogar noch zu Gericht gesessen hat. Als München noch etwas weiter entfernt gewesen sein mag und im Zentrum weder Ampeln noch Stopp-&-Go so genervt haben. 

Info Starnberger See I

Der See in Bayern, etwa 25 Kilometer südwestlich von München, ist nach Bodensee, Müritz, Chiemsee und Schweriner See der fünftgrößte in Deutschland mit mehr als 56 Quadratkilometern Fläche. Er ist über 19 Kilometer lang, fast 4,7 Kilometer breit und bis zu 128 Meter tief. Ihn einmal zu umfahren, bedeutet knapp 50 Kilometer. Er ist soll nicht nur eines der saubersten und tiefsten, sondern auch eines der wasserreichsten Gewässer dieser Art bei uns sein. Wichtigste Gemeinden neben dem namensgebenden Starnberg sind Berg, Münsing, Seeshaupt, Bernried, Tutzing, Feldafing und Pöcking mit dem Ortsteil Possenhofen, vor dessen Ufer die Roseninsel liegt. Weil die Würm aus ihm abfließt, hieß der See früher auch Würmsee; als Beiname ist ihm ebenfalls Fürstensee geblieben. Mit der besseren Anbindung hat er sich zunehmend zum Ausflugsziel der Münchner entwickelt. Gute Aussichtspunkte sind die Ilkahöhe in Tutzing und der Bismarckturm bei Assenhausen.

Info Starnberger See II

Für den Vogelzug spielt der See eine wichtige Rolle. Fischerei wird noch betrieben. Es gibt die verschiedensten Freizeit- und Sportmöglichkeiten bis hin zum Rudern, Segeln, Surfen und Tauchen. Wer gern wandert oder mit dem Rad fährt: Ein fast 50 Kilometer langer Kurs führt rund um den See herum. Etwa 20 Kilometer Seeufer sind zugänglich. Zwischen Niederpöcking und Possenhofen findet sich ein Badeplatz. Freibäder sind in Starnberg, Feldafing, Garatshausen, Bernried und Seeshaupt vorhanden. Die Seenschifffahrt bietet Linien-, Rund- und Sonderfahrten an. Zur Übernachtung können wir in Ambach das Landhotel Huber (drei Sterne, 42 Zimmer, bayerisch-behaglich eingerichtet, direkt am See, www.landhotel-huber.de) empfehlen. In Niederpöcking bietet das La Villa (vier Sterne, 30 Zimmer, gemütlich eingerichtet, direkt am See, www.lavilla.de) gute Küche.

Service Auto

Wer von weiter weg aus Richtung Norden anreist und die Innenstadt von München meiden will, kann die längere östliche oder westliche Umgebung nehmen. Von München selbst bis Starnberg am Nordufer des Sees sind es vom Zentrum noch rund 25 Kilometer über die Autobahn A95 Richtung Garmisch-Patenkirchen und die am Autobahndreieck Starnberg davon abzweigende A952 bis nach Percha. Insgesamt sechs Bahnhöfe soll es entlang der Westseite des Sees geben. Vom Flughafen München bis an den Starnberger See sind es noch etwa 70 Kilometer. Die Reise rund um den Starnberger See fand in den neuen Fiat- und Abarth-124-Spider-Sondermodellen S-Design und GT statt, die zu Einstiegspreisen ab 32 260 und 40 900 Euro als Turbobenziner mit 140 und 170 PS bei den Händlern stehen.

KoCom/Fotos: Günther Koch

18. April 2018