Donnerstag, 28. März 2024

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GALERIA REISE Biegung für Biegung: Deutschland ist schön - an der Mosel entlang. Foto: Günther Koch

Gute Reise!

"Eine Dame lebt in Venedig, / die ist mit achtzig noch ledig. / Sie beklagt sich nicht, / sie lächelt und spricht: / „Vielleicht war das Schicksal mir gnädig.“

Die Limericks, die Sie an dieser Stelle immer lesen, stammen alle von Ole Haldrup. Sein „Buch der Limericks“ (2003), dazu „Lirum, Larum, Limerick“ (2004) und „Das Geheimnis der fünften Zeile" (2007) sind zu beziehen über: Nereus-Verlag, Susanne Happle, Johann-von-Werth-Straße 6, 79100 Freiburg, Telefon 0761-403802, nereus-verlag @gmx.de. (gk)

Von Porto ins Douro-Tal

Im neuen BMW 7er durch den grünen Nordwesten Portugals / Gleich zweimal Erbe der Weltkultur

Von Günther Koch/Life-Magazin

Inmittten von Weinbergen: Der neue BMW 7er im oberen Douro-Tal. Foto: BMW

Porto – Der letzte Freitag im August. Ein herrlicher Sommertag. Die Dunstschleier über der Stadt haben sich verzogen. Die Sonne kann ihre volle Kraft entfalten mit Temperaturen um 30 Grad. Von Portos altem Zollgebäude unten am Douro, das zu einer Eventlocation umfunktioniert ist, geht der Blick hinüber auf die andere Seite, wo sich Vila Nova de Gaia erhebt. Ausflugsschiffe fahren vorüber, landeinwärts den Fluss hinauf oder umgekehrt unter der letzten Hochbrücke hindurch an die Stelle, wo sich der Douro nach fast 900 Kilometern vom Quellgebiet im spanischen Picos de Urbión bis zur Mündung in den Atlantik ergießt.

Wein nach der Stadt benannt

Kleine Frachtboote, Rabelos genannt, schaukeln auf dem Wasser. Ihre Ladung, der nach Porto (für „Hafen“) benannte Likörwein, hat einst dazu beigetragen, den Ruf dieser Stadt und dieser Region zu begründen. Früher haben sie den Wein aus den Anbaugebieten im Landesinneren aus dem oberen Douro-Tal weiter zur Verschiffung nach Porto gebracht. „Heute“, sagt Luís, der für den Kaffee im alten Zollgebäude zuständige Eventbarista, „ist ihre Bedeutung eigentlich nur noch touristisch.“

Auch dem Land den Namen gegeben

Porto, die alte Hafen- und Handelsstadt. Schon Griechen, Römer, Kelten, Goten und Mauren schätzen die strategisch günstige Lage. Die Rückeroberung durch Spanier und Portugiesen folgt. Als erbliches Lehen bekommt Kreuzfahrer Heinrich von Burgund 1096/97 die Grafschaft Portucale gewährt. Die Geschichte Portugals beginnt. Auch Porto wird zu einem Ausgangspunkt der Reconquista, die Stadtbefestigung deshalb verstärkt. Porto, von den Einheimischen nicht nur als Hauptstadt des Nordens gesehen, sondern sogar als heimliche Hauptstadt des ganzen Landes, weil Portugal nach ihr benannt ist, entwickelt sich im Laufe der Zeit mehr und mehr zu einem wichtigen Zentrum, wirtschaftlich, wissenschaftlich und kulturell.

Brücken, Torre und Ribeira

Dom-Luís- und Arrábida-Brücke prägen heute ihr Panorama. Bei der Ponte Maria Pia handelt es sich um eine von Gustave Eiffel entworfene Eisenbahnbrücke. Am Nordufer des Douro ragt der Torre dos Clérigos über das historische Zentrum Ribeira, das seit 1996 Weltkulturerbe ist. Enge, gewundene Gassen führen vom Douro den Hang hinauf in die im Ensemble gut erhaltene Altstadt mit ihren zahlreichen Barockkirchen. Auch das historische Viertel Foz Velha direkt am Wasser ist eigentlich denkmalgeschützt. Viele Häuser dort stehen jedoch leer, verfallen. Nur vereinzelt finden sich in den Erdgeschossen einige Geschäfte und Lokale.

Siegeszug des Ports fängt mit England-Vertrag an

Der Wein hat Porto Anfang des 18. Jahrhunderts erst zur Blüte verholfen. Grundlage ist damals ein Vertrag gewesen, nach dem England Wolltuch nach Portugal einführen darf, Portugal im Gegenzug Wein nach England, was den Anbau im Hinterland von Porto beflügelt. Der Siegeszug des Portweins um die Welt beginnt.

Über die Autobahn oder direkter

Wir sind im neuen BMW 7er im grünen Nordwesten des Landes unterwegs, verlassen Porto, Geburtsort Heinrich des Seefahrers (1394-1460), der die großen Entdeckungsreisen der Portugiesen im 15. Jahrhundert befördert hat. Ziel ist östlich die malerische Weingegend im Douro-Tal. Wer will, kann die nördliche Autobahn-Route an Santo Tiso, an Giumaraes im Süden von Braga und an Vila Puca de Aguiar vorbei nehmen, die etwa zwei Stunden dauert. Der direktere, kürzere und landschaftlich etwas reizvollere Weg führt südlich vom Parque Natural do Alvao zunächst Richtung Vila Real, ehe es anfängt, das Tal des Douro.

„So groß sind Schönheit und Zauber“

„Es könnte auch Tal der Verzauberung heißen“, hat jemand einmal darüber geschrieben, „so groß sind Schönheit und Zauber seiner Landschaften.“ Eigentlich leitet sich der Name Douro vom antiken Durius und Numantia ab, der damals bedeutendsten Stadt an seinem Ufer, ist in einem Lexikon nachzulesen. Der Mitarbeiter im Six-Senses-Hotel in Lamego, in das wir uns später einquartieren, hat seine eigene, viel schönere Erklärung dafür: „Er kommt von den Weinbergen, den Blättern und den Reben, die das Licht der Sonne wie Gold reflektieren – wie ouro“ ...

Von den traubenschweren Lagen hinunter

Wer über die Nationalstraße N322 erst Richtung Sabrosa, dann über die N323 Richtung Pinhao und schließlich über die N222 Richtung Lamego fährt, gerät immer wieder ins Schwärmen, wenn er oben von den zur Lese traubenschweren Lagen auf den Fluss schaut, der sich tief unten durch das seit 2001 ebenfalls in die Weltkulturerbe-Liste aufgenommene Tal schlängelt. Einige der Weingüter haben sich dem Weintourismus verschrieben. Man kann in vom Wein inspirierten Hotels übernachten, an der Weinlese teilnehmen, noch weiter landeinwärts bei Miranda do Douro an einer Umweltkreuzfahrt teilnehmen oder einfach nur in den Weinorten Barcos, Favaios, Provesende, Ucanha, Salzedas oder Trevoes eine Rast einlegen. Wieder zurück nach Porto fahren wir in gut zwei Stunden an der Serra de Montemuro und der Serra da Arada vorbei über Sao Pedro do Sul, Vouzela, Águeda und Espinho.

Mit speziellem Mikroklima

Emy, die uns bei der letzten Station unserer Reise im Vinum des Portweinunternehmens Graham in Vila Nova de Gaia mehr über den Weinanbau im Douro-Tal erklärt, sieht im speziellen Mikroklima und dem besonderen Schieferboden die besten Bedingungen für ein möglichst optimales Heranreifen edler Trauben auf den meist nach Süden hin ausgerichteten Weinbergen. Weil der Boden karg und felsig ist und die Sommer mitunter glühend heiß und trocken sind, würden zwar nur geringere Mengen produziert, „dafür“, sagt Emy, „bringen die Lagen oberhalb des Douro aber auch einige sehr große Weine hervor“.

Von Tinta Roriz bis Viosinho

Tinta Roriz, Bastardo, Marufo, Tinta Barroca, Tinta Francisca, Tinto Cao, Touriga Francesca, Touriga Nacional und Trincadeira Preta heißen die empfohlenen roten Sorten, Donzelinho, Esgana Cao, Folgasao Gouveio/Verdelho, Malvasia Fina, Rabigato und Viosinho die weißen, die ebenfalls von den schier endlos scheinenden Steilterrassen dieser spektakulären Landschaft stammen. Kenner schätzen bei den roten Douros Dichte, Intensität, Opulenz, Brombeer- und Schwarzkirsch-Noten, bei den weißen Frische, Frucht und Spritzigkeit. Marcus Terentius Varro könnte es ähnlich empfunden haben. Der römische Historiker hat den Wein aus dem Douro-Tal schon damals gerühmt. Varro lebte von 116 bis 27 vor Christus. Saúde! Zum Wohl!  

Info Porto/Douro-Tal I

Porto im Nordwesten Portugals an der Mündung des Douro in den Atlantik ist mit 240 000 Einwohnern - im Großraum 1,3 Millionen – nach Lissabon und dem benachbarten Vila Nova de Gaia drittgrößte Stadt im Land. Bekannt geworden ist sie durch den im Hinterland angebauten Süßwein, dem Porto seinen Namen gab. Das Douro-Tal, wie Portos Altstadt Weltkulturerbe, gehört zu den ältesten und bekanntesten Anbaugebieten weltweit. Mit die schönsten Gegenden finden sich um Sabrosa und Pinhao. Der Flug nach Porto dauert über zweieinhalb Stunden. Der internationalen Flughafen liegt etwa zehn Kilometer nordwestlich. Leixoes ist der Überseehafen. Der Zeitunterschied beträgt eine Stunde. Amtssprache ist Portugiesisch. Mit Englisch kommt man in den Zentren gut weiter. Währung ist der Euro. Klimatisch geht es an der Küste maritim zu. Im Landesinneren sind die Sommer warm und die Winter eher mild.

Info Porto/Douro-Tal II

Wir waren im Douro-Tal in Lamego im Hotel Six Senses (fünf Sterne, 50 Zimmer/Suiten, 7 Villen, luxuriös, Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert, Weinbibliothek, im Weinberg gelegen mit Blick auf den Douro, www.sixsenses.com) untergebracht. Als Restaurant können wir in Vila Nova de Gaia das Vinum (historische Lodge, zum 1820 gegründeten Portweinunternehmen Graham gehörend, eigenes Weingut Quinta de Malvedos, lokale Weine, lokale Gerichte, www.vinumatgrahams.com) empfehlen. Spezialitäten sind „Tripas“-Eintopf mit weißen Bohnen, „Caldo Verde“-Suppe mit geschnittenen Kohlblätterstreifen, „Bacalhau à Gomes de Sá“-Stockfisch und „Francesinha“-Sandwich mit viel Fleisch und würzigen Zutaten. Der Port ist der bekannteste Wein der Region, längst werden aber mehr Rot- und Weißweine angebaut. Information: Turismo de Portugal, Zimmerstraße 56, 10117 Berlin, Telefon 030-2541060, www.visitportuga.com. 

Service Auto

Bequemer ist die Anreise nach Porto von Deutschland aus natürlich mit dem Flieger. Wer es dennoch mit dem Auto wagen will: Ab Basel sind es durch die Schweiz über Bordeaux in Frankreich sowie an Bilbao und León in Nordspanien vorbei noch über 1860 Kilometer. Die Strecke für einen Ausflug ab Lissabon über Coimbra ist rund 315 Kilometer lang. In Ortschaften darf in Portugal nicht schneller als Tempo 50 gefahren werden, außerhalb sind 90/100, auf Autobahnen 120 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit erlaubt. Die Promillegrenze liegt bei 0,5. Die Reise von Porto durchs obere Douro-Tal fand im Rahmen der Fahrvorstellung des neuen BMW 7er statt, der zu Einstiegspreisen ab 81 900 bis 112 700 Euro als Normal- und Langversion zunächst zweimal als Turbobenziner mit 326 und 450 PS und einmal als Turbodiesel mit 265 PS zu haben ist. Es folgen noch ein 320-PS-Turbodiesel und ein Plug-in-Hybrid mit 326 PS Systemleistung.

KoCom/Fotos: Günther Koch

30. August 2015