Dienstag, 23. April 2024

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Gute Reise!

"Eine Dame lebt in Venedig, / die ist mit achtzig noch ledig. / Sie beklagt sich nicht, / sie lächelt und spricht: / „Vielleicht war das Schicksal mir gnädig.“

Die Limericks, die Sie an dieser Stelle immer lesen, stammen alle von Ole Haldrup. Sein „Buch der Limericks“ (2003), dazu „Lirum, Larum, Limerick“ (2004) und „Das Geheimnis der fünften Zeile" (2007) sind zu beziehen über: Nereus-Verlag, Susanne Happle, Johann-von-Werth-Straße 6, 79100 Freiburg, Telefon 0761-403802, nereus-verlag @gmx.de. (gk)

Spannende Reserven

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Im neuen Seat Ateca auf der Weinstraße durch die Südsteiermark / Buschenschank und Kürbiskern

Von Günther Koch/Life-Magazin

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Dahinter schon Slowenien: Blick über die Lage Ciringa des Weinguts Tement. Foto: Koch

Graz/Berghausen – Marburg steht auf dem Schild an der Autobahn A9 hinter dem Flughafen Graz. Vielleicht noch 50 Kilometer sind es bis dahin. Wir nehmen aber lieber den landschaftlich viel schöneren Weg über die Weinstraße und fahren deshalb ab. Wir sind in Österreich im Süden der Steiermark. Seat stellt hier sein neues Kompaktmodell Ateca vor, das erste SUV der Marke. Mit dem sind wir unterwegs.

Es geschieht im Frühling

Das Schlimme bricht im Frühling über die Region herein. Ulrike und Hans-Dieter Firmenich scheinen es noch immer kaum fassen zu können: „Aber über 80 Prozent der Trauben sind verloren!“ Wir treffen die Firmenichs, die das Weingut Steinberghof betreiben, an einem herrlich sonnig-warmen Spätsommertag Mitte September in ihrem Buschenschank in Berghausen, wo sie ihren Gästen gerade kulinarische steierische Spezialitäten servieren: Kürbiskernpesto, Speckzwetschgen mit Salzbuchterln, Leberparfait mit Traminergelee, orange Nudeln, Käferbohnensalat, Schinken mit Kren und Gebackenes mit Morillontrüffel. Dazu gibt es, wie für Buschenschanken vorgeschrieben, nur Wein aus eigenem Anbau, in diesem Fall Muskateller Frizzante und einen 2015er Sauvignon Blanc.

Die Nachwirkungen des späten Frosts

In der Lage direkt gegenüber bereiten Helfer offenbar schon die Lese vor – oder besser das, was dafür noch übrig geblieben ist. Besonders viel ist es nicht. Grund: Spätfrost tritt im vorigen Frühling massiv noch in ganz Österreich auf, speziell in der Steiermark. „Beginnend vom 25. April war nach drei Tagen Frost und Nachttemperaturen bis minus drei Grad die Katastrophe geschehen“, beschreibt die Berghausener Winzerfamilie Tement den Freunden ihres Hauses, was passiert ist: Der Frost hat demnach die sehr früh ausgetriebenen jungen Reben vernichtet. „Die Beiaugen sind fast gleichermaßen betroffen“, rechnen die Tements damals wenigstens noch mit einem Austrieb des dritten Auges, des schlafenden. Wichtig aber ist, dass sie sich in der ganzen Zeit nicht haben unterkriegen lassen, auch wenn die neuen Triebe „mit großer Wahrscheinlichkeit von sehr geringer Fruchtbarkeit“ sind.

Das Vorhandene auf zwei Jahre verteilen

Die Tements gehen für 2016 von einer geringeren Ernte aus - „mit großem Glück eventuell 30 Prozent“. 2017 werde es deshalb wohl nur ganz geringe Weinmengen des neuen Jahrgangs geben, „vor allem im Klassikweinbereich“. Es sind „wirklich nachdenkliche Tage und Nächte“ gewesen, in denen die Familie zu dem Entschluss gekommen ist, auch im Interesse der Kunden die dann vorhandenen Weine auf die nächsten zwei Jahre zu verteilen. Die Preisanpassungen sind minimal geblieben, betragen rund zehn Prozent. Weine, die es wie die roten noch ausreichend im Bestand gibt, seien davon jedoch nicht betroffen. Gut, dass der 2015er ein Ausnahmejahrgang war. Für die Tements jedenfalls hat er „viel Wunderbares“ gebracht. Manfred Tement und seine Söhne Armin und Stefan sind sich diesbezüglich jedenfalls sicher, dass es für 2017 „spannende Reserven und Parzellenfüllungen“ geben wird, und zwar sowohl im Orts- wie auch im Lagenweinbereich.

Die Zeit der Lese ist immer auch Hochsaison

Von den Firmenichs, zu denen man über Lang, Altenberg, Leibnitz, Frauenberg, Schloss Seggau und Gamlitz gelangt, ist es nicht weit bis zu den Tements. Als wir da sind, werden draußen schon Trauben angeliefert. Drinnen hat die für den Verkauf zuständige Monika Tement alle Hände voll zu tun. „Aber die Lese, egal ob viel geerntet wird oder wenig, ist für uns natürlich immer auch Hochsaison!“ Von der Terrasse geht der Blick die hauseigene Lage Ciringa hinunter; sie grenzt direkt an die Spitzenlage Zieregg. „Dahinter“, sagt Monika Tement, „ist dann schon Slowenien.“ Was überhaupt mit das Besondere an dieser Gegend ist: Die Grenze hier verläuft fast wie im Zickzack zwischen beiden Ländern. Nicht nur gefühlt ist es deshalb manchmal so, dass man sich auf der einen Seite der Weinstraße noch in Österreich befindet, auf der anderen dagegen schon in Slowenien. Bereits vor der Ankunft in Berghausen ist einer der entsprechenden Warnhinweise zu lesen: „Achtung Staatsgrenze, 400m lang, rechte Straßenseite“.

Schon vorher geht es zum offiziellen Übergang hinunter

Wir fahren am Weingut der Tements vorbei. Gleich hinter der nächsten Kurve hat die österreichische Grenzpolizei mitten in den Weinbergen einen Kontrollposten eingerichtet, wohl auch wegen möglicher Nachwirkungen der Flüchtlingssituation. Vorher geht es zum offiziellen Übergang Spielfeld hinunter, der uns von früher noch eher als beschaulich in Erinnerung ist, was sich aber mittlerweile geändert hat. Wir überqueren die Mur, passieren Gersdorf und Straß, biegen bei Vogau nach Ehrenhausen ab.

Bis zum süßen Ciringa-Sauvignon-Blanc

In der „Weinbank“ des Ortes verfeinert Drei-Hauben-Chefkoch Gerhard Fuchs am Abend den Tatar vom Ochsen mit Kürbis, natürlich, und eingelegter Zitrone. Den Dotterravioli gibt er Trüffel aus Istrien, Spinat und eine Parmesanemulsion bei. Kalbszüngerl, Gurken, Pilze und eine Safrannage lässt er das Lachsforellen-Filet bereichern. Zum Woazschwein-Brüstl hat er sich Krautwickler, Schmorkraut und Schalottenjus ausgedacht. Und mit Butterbrösel, Vanillesauce und Sauerrahmreis sind die Zwetschkenknödel sowieso eine Sünde wert. Sommelier Christian Zach schenkt dazu Weine der Jahrgänge 2009 und 2013 vom Weißburgunder der Tements über Chardonnay „Merveilleux“ und Sauvignon Blancs mit Namen wie „Therese“  und „Don’t cry“ bis hin zum süßen Ciringa-Sauvignon-Blanc ein. Die rhetorische Frage stellt sich: Wenn nicht hier, egal ob Gourmetlokal oder Buschenschank, wo dann?

Mitten durch das Hügelland der Windischen Büheln

Die Weinstraße in der Südsteiermark gilt als die älteste und bekannteste von insgesamt acht in der Region. Sie führt über rund 20 Kilometer von Leutschach über Gamlitz, Ratsch und Ehrenhausen bis Spielfeld, verläuft direkt durch das Hügelland der Windischen Büheln. Mehrere Scheitelpunkte bieten herrliche Aussichten. Wanderer sind unterwegs und Radfahrer meist auf Rädern mit Elektrounterstützung. Im Bärenhof in Ehrenhausen haben Braunbären aus Europa und Asien ein würdiges Zuhause gefunden. Schloss Gamlitz lohnt einen Besuch. In Graz, mit rund 282 500 Einwohnern nach Wien immerhin zweitgrößte Stadt in Österreich, ist man in gut einer halben Stunde, kann hoch zum Uhrturm am Schlossberg laufen, durch die schöne Altstadt bummeln, über Bauernmärkte schlendern, sich im Kunsthaus umschauen, durchs Joanneumsviertel spazieren oder schwimmende Kunst auf der Murinsel im Fluss bewundern. Wer es wildromantisch mag, steigt südlich von Leutschach zum Kirchlein Sveti Duh direkt an der Grenze in die Heiligengeistklamm hinab.

Hinüber zur alten Rebe im slowenischen Maribor

Mit der Gornje Slovenske Gorice ist die nördlichste der drei Weinstraßen Sloweniens erreicht. Orte wie Jurij, Svecina, Plac, Kungota, Pesnice, Velka, Jarenina, Pernica und Jakobski reihen sich hier wie an einer Perlenschnur aneinander. Nur 20 Minuten von der Südsteiermark entfernt liegt Maribor. Dessen alte Rebe hat es als ältester verbliebener Weinstock der Welt sogar ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Im mittelalterlichen Stadtkern gedeiht sie schon seit mehr als 400 Jahren. Das könnte auch den Winzern in der Südsteiermark wieder Hoffnung geben - für deren Ernte im nächsten Jahr! Für einen Abstecher einfach nur der Beschilderung folgen. Nach Maribor. Ins frühere Marburg an der Drau.         

Info (Süd-)Steiermark I

Das über 1,2 Millionen Einwohner zählende Bundesland in Südösterreich grenzt etwa neben dem Burgenland und Kärnten auch an Slowenien an. Hauptstadt ist Graz. Meist geht es klimatisch eher gemäßigt und mild, im Sommer warm, in den Hochgebirgen im Westen im Winter dagegen alpin zu. Das sanfte Hügelland im Süden, auch Steirische Toskana genannt, wird von der Sonne verwöhnt. Im Herbst bereichern Traubenmost und gebratene Kastanien das Weinerlebnis. Bekannte Weinorte sind Gamlitz, Ehrenhausen, Kitzeck, Spielfeld und Leutschach. Die Weinbauschule in Silberberg hat Tradition. Die Reben wachsen auf Schiefer, Sand, Mergel, Urgestein und Kalk. Südsteierische Weinklassiker sind frisch-fruchtige Welschrieslinge, feinduftige Muskateller, knackige Weißburgunder, rassige Sauvignons und edle Morillons. Zur Unterbringung können wir in Berghausen die Winzarei des Weinguts Tement (14 Chalets, historische Steinhäuser, liebevoll mit Holzmöbeln ausgestattet, www.winzarei.at) oder in Gamlitz Eva Lambauers Bacchuskeller (behagliche Zimmer, persönlicher Service, zugleich Buschenschank, www.evalambauer.at) empfehlen.

Info (Süd-)Steiermark II

Die steierische Küche ist eine traditionelle und saisonale, beeinflusst von der slowenischen und italienischen. Vor allem Kürbiskernöl, gekochter Sterz-Maisgrieß und Käferbohnen sind bekannt. Zu den Spezialitäten gehören Brettljause mit Wurst, Schinken, Speck, Käse und Aufstrich, Klachelsuppe aus Schweinefüßen und Gemüse, Backhendl mit (Vogerl-)Feldsalat, mit Meerrettich und Salzkartoffeln serviertes Wurzelfleisch oder in heißem Schmalz ausgebackene Almraunggerl-Teigstücke. Neben Wein wie Schilcher gibt es auch Biere wie Murauer, Schladminger und Puntigamer. Was das Essen und Trinken betrifft, können wir in der südlichen Steiermark in Berghausen den Buschenschank Firmenich (altes Presshaus, lauschiger Garten, steierische Küche, hausgemachte Edelbrände, www.firmenich.at) und in Ehrenhausen die „Weinbank“ (Wirtshaus, Restaurant, Vinothek mit Rebentresor, Drei-Hauben-Chefkoch, Spitzensommelier, www.dieweinbank.at) empfehlen. Information: Südsteierische Weinstraße, Arnfelserstraße 19, 8463 Leutschach/Österreich, Telefon 0043-345470700, www.suedsteierischeweinstrasse.at.

Service Auto

Mit dem Auto reist man von Deutschland aus am besten über München und Salzburg über die A1 oder von Nürnberg und Passau über die A8 und dann weiter über die A9 an. Ab Salzburg sind es noch gut 250 Kilometer bis nach Graz, ab Passau über 280. Autos dürfen in Orten 50, auf Landstraßen 100 und auf Autobahnen Tempo 130 fahren. Die Promillegrenze beträgt 0,5. Auf Autobahnen in Österreich sind Vignetten Pflicht; die für zehn Tage war zuletzt für 8,80 Euro zu haben. Graz ist Eisenbahnknoten und verfügt über einen auch von Deutschland aus bedienten Flughafen. Wir waren bei dieser Reise im neuen Seat Ateca unterwegs. Das kompakte SUV-Modell wird als Benziner und Diesel mit 115 bis 190 PS mit Front- oder Allradantrieb angeboten, ist ab 19 990 bis 35 580 Euro zu haben.

KoCom/Fotos: Günther Koch

2. Oktober 2016