Donnerstag, 25. April 2024

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Gute Reise!

"Eine Dame lebt in Venedig, / die ist mit achtzig noch ledig. / Sie beklagt sich nicht, / sie lächelt und spricht: / „Vielleicht war das Schicksal mir gnädig.“

Die Limericks, die Sie an dieser Stelle immer lesen, stammen alle von Ole Haldrup. Sein „Buch der Limericks“ (2003), dazu „Lirum, Larum, Limerick“ (2004) und „Das Geheimnis der fünften Zeile" (2007) sind zu beziehen über: Nereus-Verlag, Susanne Happle, Johann-von-Werth-Straße 6, 79100 Freiburg, Telefon 0761-403802, nereus-verlag @gmx.de. (gk)

In voller Blüte

Deutschland ist schön: Havelland (I) / Erst von Werder über Petzow und Caputh nach Lehnin

Von Günther Koch/Life-Magazin

Gerahmter Bilderbuch-Blick mit Mühle, Kirche und Fahrgastschiff: Werder an der Havel. Foto: Koch

Werder – Juliane Hilpert vom Resort Schwielowsee kennt das: Schon bald werden die Obstfelder im brandenburgischen Havelland in der einstmals preußischen Kernregion bei Potsdam im Westen vor den Toren Berlins wieder in voller Blüte stehen – und die Havelländer im nur drei Kilometer entfernten Werder ab Ende April mit Hunderttausenden von Besuchern zusammen ihr historisches Baumblütenfest feiern.

Toskana in Brandenburg

Es ist Anfang April. Und die schon prächtig zartrosa aufgegangenen japanischen Kirschbäume geben bereits einen ersten Vorgeschmack auf das, was in kürzester Zeit nun noch alles folgen wird: Die Blüten- und Wasserstadt Werder jedenfalls, 25 000 Einwohner, Landkreis Potsdam-Mittelmark, umgeben von Schwielow-, Glindow-, Plessow-, Zern- und Templinsee, verspricht einen „Hauch von Toskana mitten in Brandenburg“ – eigener Wein aus Werder inklusive. Der kommt vom Wachtel- und vom Galgenberg. Es gibt ihn als leichten Weißen, bekömmlichen Rosé und kräftigeren Roten.

Am Polarkreis des Weinbaus

Die vom Klima in dieser Gegend besonders begünstigten Trauben bis hin zum 2015 erstmals abgefüllten Pinotin gehören auf dem herausfordernden märkischen Sand zu Lagen am „Polarkreis des Weinbaus bei 52 Grad und 23 Minuten“, schreibt Winzerfamilie Lindicke auf ihrer Seite im Internet und verweist dabei auf den Weinbau als ältestes Gewerbe hier neben der Fischerei. Natürlich finde Weinbau auch noch weiter nördlich statt, „aber bei den für Qualitätsweine bestimmter Anbaugebiete registrierten Lagen ist hier in Werder an der Havel Schluss“.

In der Obstkammer der Mark

Der malerische Inselort mit verwinkelten Gassen und kleinen Fischerhäusern gilt als Obstkammer der Mark. Von der hübschen Promenade am anderen Ufer der Havel sind das Wahrzeichen der Stadt, die Bockwindsmühle, und gleich daneben die Heiliggeist-Kirche als typische Silhouette sogar gerahmt im Überblick noch besser zu sehen.

Architektonisches Petzow-Ensemble

Resort-Schwielowsee-Sprecherin Hilpert hat uns in anderer Richtung auch das auf einer Landbrücke zwischen Glindow- und Schwielowsee gelegene Petzow empfohlen. Dessen Schloss, die Gutshofanlage und der Park bilden ein sehenswertes architektonisches Ensemble. Vom Turm der Kirche geht der Blick über das leicht hügelige Land mit den vielen Seen.

Im Fahrgastschiff bis zur Agentenbrücke

Schon in diesen Tagen sind Wanderer mit Rucksäcken unterwegs. Radfahrer haben dank Elektrounterstützung kaum Mühe, in die Pedale moderner E-Bikes zu treten. Wir treffen einige von ihnen bei der Rast im Fruchterlebnisgarten Petzow mit Sanddornanbau, Hofladen und Café. Auf den verschiedenen Gewässern drehen Fahrgastschiffe bereits ihre Runden. Manche fahren bis zur Glienicker Brücke, die Potsdam und Berlin über die Havel hinweg verbindet; weltweit bekannt geworden ist sie durch spektakulären Ost/West-Agentenaustausch, zuletzt 1986.

Übersetzen mit der Seilfähre Tussy II

Die Sonne scheint. Es ist warm und schon etwas später am Nachmittag. Feierabendverkehr setzt ein. Während das Schwanenpaar, das sein Gefieder säubert, und die Entenfamilie, die in Reih‘ und Glied langsam ihres Weges zieht, auf der Havel Müßiggang pflegen, haben Fährmann Karsten Grunow und sein Team jetzt alle Hände voll zu tun. Immer wieder legen sie mit ihrer Seilfähre Tussy II – sie heißt wirklich so, Tussy I hat als Technikdenkmal in Sichtweite längst festen Boden unterm Rumpf – die gut 80 Meter vom Schwielower Ortsteil Geltow nach Caputh zurück und umgekehrt.

Am Albert-Einstein-Sommerhaus in Caputh

Auch wir setzen über. Statt Besuch im Lustschloss, in dem ein königliches „Drei-Friedrichs-Treffen“ einmal zu einer laut Reiseführer „Riesensause“ ausgeartet sein soll, schlägt uns Juliane Hilpert in Caputh das Albert-Einstein-Haus vor. Der Nobelpreisträger, Physiker und Erfinder der Relativitätstheorie, hat von 1929 hier bis zu seiner Emigration 1932 die Sommer in einem gemütlichen Holzhaus verbracht. Es liegt erhöht am Waldrand, von wo aus man weit übers Land schauen kann, dient als Veranstaltungsort, kann besichtigt werden. Als wir am Lattenzaun stehen und über die Genialität dieses Forschers sinnieren, der sich nicht zu schade war, für ein später berühmt gewordenes Foto die Zunge rauszustrecken, ist niemand da, alles geschlossen. Nur ein Berner Sennenhund trottet, als er uns bemerkt, gemächlich auf uns zu. Seinen eigenen Vierbeiner damals hat der Professor als intelligent eingestuft: „Er hat Mitgefühl mit mir, weil ich immer so viel Post bekomme, deswegen versucht er den Postboten zu beißen“.

Noch ein Ausflug zum Kloster Lehnin

Wir fahren weiter nach Lehnin. Der Sage nach, bestätigt eine Mitarbeiterin im Café, was wir vorher über den Ort gelesen haben, soll der Traum über eine erlegte Hirschkuh den Sohn Albrechts des Bären veranlasst haben, hier eine „Burg des Glaubens“ zu bauen. Daraus geworden ist schließlich ein Kloster der Zisterzienser. Theodor Fontane hat es überschwänglich als „gotische Stadt im Kleinen“ beschrieben.

Fontanes literarische Hommage

Selbst im Resort Schwielowsee erinnert ein Denkmal an den Dichter. Groß steht er da mit einem aufgeschlagenen Buch in der Hand, den Blick über einen kleinen Steg hinaus auf den See gerichtet. Nicht nur seine „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ haben die Heimatregion des gebürtigen Neuruppiners literarisch bekannt gemacht. Seine Romanfigur Effi Briest ist hier aufgewachsen. Und sogar ein Birnbaum samt genauso gütigem wie aufrechtem Gutsherr ist durch ihn zu Ruhm weit über die Grenzen hinaus gelangt. Aber das ist eine ganz andere havelländische Geschichte, die wir ebenfalls in der mit diesem Beitrag beginnenden nächsten „Deutschland ist schön“-Artikelfolge erzählen.

Bis zum Herrn von Ribbeck auf Ribbeck

In ihr geht es, wie auch von Juliane Hilpert angeregt, natürlich um Potsdam, seine Schlösser und Gärten. Wir machen einen Ausflug nach Berlin, sprechen mit dem Resort-Schwielowsee-Chefkoch über die Küche der Region, stellen die „Weißes Schloss“ genannt Hotelanlage separat vor und lassen eben jenen Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland zu Wort kommen, in dessen Garten ein Birnbaum stand.

Info Havelland I

Die Region westlich von Berlin gehört zum 2,5 Millionen Einwohner zählenden Bundesland Brandenburg. Sie ist eher dünn besiedelt, wird meist landwirtschaftlich genutzt. Äcker und Wälder auf sandig-trockenen Böden der Mark sowie Seen und Alleen prägen das Bild. Der Tourismus spielt im Naherholungsgebiet der Berliner eine immer wichtigere Rolle. Rathenow, Premnitz, Nauen, Friesack und Falkensee sind wie die Stadt Brandenburg, die dem Bundesland ihren Namen gab, größere Orte im Havelland. Die Havel selbst, mal Fluss, mal weitet sie sich zu einem der vielen Seen, entspringt in Mecklenburg-Vorpommern, fließt quer durch die Region und mündet nach 334 Kilometern bei Havelberg in die Elbe. Das Klima ist gemäßigt mit trockenen Wintern und warmen Sommern.

Info Havelland II

Wir waren im Resort Schwielowsee (Vier-Sterne-Superior-Anlage, 156 Suiten-, Zimmer-, Apartment- und Pfahlhaus-Einheiten, Einrichtung im Maritim-, Karibik- Hampton-Stil, Preise 79 bis 339 Euro, Lage direkt am See, 55 Anlegeplätze, Tao-Life-Wellnessbereich, www.resort-schwielowsee.de) untergebracht. Die Küche auch im Havelland ist eher bodenständig, reicht an regionalen Spezialitäten etwa von verschiedenen Fischarten wie Hecht, Zander, Aal und Karpfen über Schmorgurken bis hin zu Beelitzer Spargel. Es wird noch Bier gebraut, bei Werder zudem Obst auch zu Weinen und Bränden verarbeitet. Information: Tourismusverband Havelland, Schloss Ribbeck, Theodor-Fontane-Straße 10, 14641 Nauen/Ortsteil Ribbeck, Telefon 033237-859030, www.havelland-tourismus.de.

Service Auto

Mit dem Auto reist man am besten über die A2 Hannover-Berlin, die A9 Nürnberg-Berlin, die A10 und den Berliner Ring oder die A24 Hamburg-Berlin an. Ins Zentrum nach Potsdam sind es über die Bundesstraße 1 etwa zehn, nach Berlin gut 35 Kilometer. Werder ist Regionalexpress-Bahnstation. Der nächste internationale Flughafen ist Berlin-Tegel. Mit dem Boot oder Schiff gelangt man auf dem Wasserweg von Elbe, Oder und Spree in die Potsdamer und Brandenburger Havelseen oder in die Flusslandschaft der unteren Havelniederung.

KoCom/Fotos: Günther Koch

11. April 2016