Samstag, 27. April 2024

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Gute Reise!

"Eine Dame lebt in Venedig, / die ist mit achtzig noch ledig. / Sie beklagt sich nicht, / sie lächelt und spricht: / „Vielleicht war das Schicksal mir gnädig.“

Die Limericks, die Sie an dieser Stelle immer lesen, stammen alle von Ole Haldrup. Sein „Buch der Limericks“ (2003), dazu „Lirum, Larum, Limerick“ (2004) und „Das Geheimnis der fünften Zeile" (2007) sind zu beziehen über: Nereus-Verlag, Susanne Happle, Johann-von-Werth-Straße 6, 79100 Freiburg, Telefon 0761-403802, nereus-verlag @gmx.de. (gk)

Im heißen Bann

Deutschland ist schön: In der Eifel hat Vulkanismus das Landschaftsbild geprägt / Bims und Basalt

Von Günther Koch/Life-Magazin

Aus (Vulkan-)Stein gebaut: Haus in einem Eifel-Dorf. Foto: Koch

Mendig – Was sollen sie auch anders machen? Die Einwohner der Eifel nehmen es jedenfalls gelassen: Die Region, in der sie leben, ist immer noch, so heißt es in der Fachsprache, „vulkanisch aktives Gebiet“.

Nach wie vor Gasaustritte

Forschungen haben ergeben: Die letzten Ausbrüche liegen rund 11 000 Jahre zurück. Damals, so die Wissenschaftler, sind auch die jüngsten Maare entstanden, kleine Seen eben vulkanischen Ursprungs. Wer heute Spuren von Vulkanismus in der Eifel sehen will, der braucht eigentlich nur zur Abtei Maria Laach und zum Laacher See zu fahren; dort treten aus den Tiefen der Erde immer wieder Gase wie Kohlensäure aus ... Hinzu kommen Mineralquellen und Kaltwassergeysire wie in Andernach.

280 Kilometer lange Touristikroute

Wir sind auf der Deutschen Vulkanstraße unterwegs. Die 280 Kilometer lange Touristikroute verläuft vom Rhein bis in die Hohe Eifel, verbindet vom Laacher See über Orte wie Kruft, Mendig, Daun und Manderscheid sowie über verschiedene Maare vom Ulmener bis hin zum Meerfelder Maar fast 40 unterschiedliche Standorte des Geoparks Vulkanland Eifel in der Vulkaneifel. Bergwerke gehören genauso dazu wie Felswände, Grubenfelder, Gleit- und Gesteinsfalten, Höhlen, Steinbrüche, Weiher, Thermalquellen, Halden sowie Museen und Informationszentren.    


Als die Erde hier Feuer spuckte

Dass die Erde in der heutigen Eifel, dem fast bis zu 750 Meter hohen Mittelgebirge zwischen Aachen, Köln, Koblenz und Trier, Feuer spuckte, hat den Angaben zufolge schon vor 50 Millionen Jahren angefangen. Daraus geworden sind „landschaftsbestimmende Vulkanbauten“, wie in einer Beschreibung darüber im Internet nachzulesen ist, „Lavaströme und ausgedehnte Decken vulkanischer Auswurfsmassen aus Tuff und Bims, die schon seit der Römerzeit die Grundlage einer bedeutenden Abbautätigkeit zur Gewinnung von Baustoffen bilden“.

Bis nach Dänemark hinauf

Experten unterscheiden zwischen drei Vulkanismen in der Region. Danach soll der in der Hocheifel um Adenau nicht nur früher als der im Siebengebirge und im Westerwald begonnen haben, sondern auch viel jünger als der in der Westeifel um Daub, Hillesheim und Gerolstein oder der in der Osteifel um den Laacher See bis nach Neuwied sein. Von einem vorläufig letzten Vulkanausbruch in der Osteifel wird berichtet, dessen Asche sich heute noch in Ablagerungen in ganz Mitteleuropa bis hinauf zur dänischen Insel Bornholm als dünne Lage nachweisen lasse.


Direkt oder aus tiefer Magmakammer

Was die Ursache für den Vulkanismus in der Eifel ist? Forscher erklären es mit dem Magma, das aus den oberen Bereichen des Erdmantels entweder direkt zur Erdoberfläche aufsteige oder sich in einer „immer noch mehrere zehn Kilometer tief liegenden Magmakammer etwa an der Basis der Erdkruste“ sammele, in unregelmäßigen Abständen nach oben dränge – und dann Ausbrüche verursachen. Seismographischen Messungen zufolge soll unter der Eifel eine 1000 bis 1400 Grad heiße Zone liegen, 200 Grad heißer als die der unmittelbaren Umgebung.

Wo sich das Land hebt

Aufschmelzungsvorgänge sind in der Regel mit Volumenvergrößerung verbunden, was sich aus Sicht von Fachleute in Form von Landhebungen bemerkbar machen muss. Tatsächlich, so heißt es jedenfalls, sei die Eifel schon länger als Hebungsgebiet bekannt. Und mit – gemessen an geologischen Zeiträumen - relativ rasantem Tempo hebe sich die etwa 32 Kilometer dicke Erdkruste hier pro Jahr um bis zu zwei Millimeter an.

Nicht gleichmäßig, sondern periodisch

Dass die bislang letzten Ausbrüche in der Eifel mehr als 10 000 Jahre her sind, „bedeutet aber nicht, dass in der Zukunft keine weiteren Ausbrüche zu erwarten wären“, verweisen Experten darauf, dass der Vulkanismus etwa in der Osteifel „nicht gleichmäßig, sondern episodisch“ abgelaufen sei und sich nach einem größeren Ausbruch mehrere kleinere im Abstand von Hunderten bis Tausenden von Jahren angeschlossen hätten. Danach habe es eine Pause von bis zu 150 000 Jahren und in den letzten 500 000 Jahren „mindestens drei solcher Perioden“ gegeben.

Schon Römer nutzten den Bims

Für die Eifel haben die Folgen des Vulkanismus große Bedeutung. Schon in der Vergangenheit war das so. So sollen etwa bereits die Römer zur Gewinnung von Mörtel und Bausteinen die vulkanisch entstandenen Bimslagerstätten genutzt haben und rund 40 Prozent aller für den Wiederaufbau der Bundesrepublik nach dem Zweiten Weltkrieg verwendeten Bausteine aus dem riesigen Bims-Tuff-Gebiet des Laacher Vulkans stammen. Dass die Region auch sonst von ihrer vulkanischen Entstehung profitiert, zeigt sich am Tourismus, der einen immer größer gewordenen Stellenwert erhalten hat. Ferienregionen bildeten sich heraus, es gibt drei Geoparks, alle mit der Vulkanstraße verbunden.

Info Eifel I

Als Mittelgebirge erstreckt sich die rund 5300 Quadratkilometer große Eifel im Dreieck Aachen-Koblenz-Trier nach Westen bis nach Belgien und Luxemburg hinein, Rhein und Mosel begrenzen sie im Osten. Wälder, wellige Hochebenen, langgezogene Hügelrücken und Berge wie die fast 750 Meter hohe Hohe Acht bei Adenau als höchstem bestimmen das Landschaftsbild. Bekanntere Städte sind etwa Bad Münstereifel, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Bitburg, Daun, Gerolstein, Mayen, Mendig, Monschau, Prüm, Rheinbach oder Wittlich. Neben der Deutschen Vulkan- queren ebenfalls Eifel-Ardennen- und Deutsche Wildstraße die Eifel, deren geologische Besonderheit die kreisrunden Maare vulkanischen Ursprungs sind. Der Gesteinsabbau von Basalt über Bims und Gips bis Schiefer ist wie die Mineralquellen auf den Vulkanismus zurückzuführen.

Info Eifel II

Klimatisch geht es eher atlantisch zu; die mäßig kalten Winter können lang und schneereich sein, die Sommer sind nicht zu warm. Der Tourismus spielt eine große Rolle. Motorsportfreunde dürften den Nürburgring kennen, Freunde der Literatur wissen, dass die Region Schauplatz vieler Kriminalromane ist. Kulinarische Spezialität ist das Döppekoochen aus Kartoffelmasse mit Speck und Zwiebeln. Die Eifel ist Bierbrauer-Land, Bitburg dafür das Zentrum. Mit Rhein, Mosel, Ahr und Nahe liegen aber auch mehrere Weingegenden nahe. Information: Eifel-Tourismus, Kalvarienbergstraße 1, 54595 Prüm, Telefon 06551-96560, www.eifel.info.

Service Auto

Verkehrsmäßig ist die Eifel, egal ob aus Richtung Norden über Aachen und Köln, aus Richtung Osten über Koblenz oder aus Richtung Süden über Trier, gleich über mehrere Autobahnen sehr gut angebunden. Es sind dies die A1, A4, A44, A48, A60 und die A61. Die Anreise per Bahn erfolgt über die Eifelstrecke Köln-Trier oder über die Bahnhöfe entlang der Route Koblenz-Trier. Die nächsten Flughäfen sind Köln/Bonn, Luxemburg oder Frankfurt-Hahn.

KoCom/Fotos: Günther Koch

15. August 2015