Donnerstag, 25. April 2024

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Gute Reise!

"Eine Dame lebt in Venedig, / die ist mit achtzig noch ledig. / Sie beklagt sich nicht, / sie lächelt und spricht: / „Vielleicht war das Schicksal mir gnädig.“

Die Limericks, die Sie an dieser Stelle immer lesen, stammen alle von Ole Haldrup. Sein „Buch der Limericks“ (2003), dazu „Lirum, Larum, Limerick“ (2004) und „Das Geheimnis der fünften Zeile" (2007) sind zu beziehen über: Nereus-Verlag, Susanne Happle, Johann-von-Werth-Straße 6, 79100 Freiburg, Telefon 0761-403802, nereus-verlag @gmx.de. (gk)

Im Dolomiten-Land

Im neuen BMW 740e durch die Bergwelt des Trentino mit einer Wanderung im Canali-Tal

Von Günther Koch/Life-Magazin

Dolomiten-Sommer: Grüne Wiesen, schneefreie Berge, darüber Wolken und blauer Himmel. Foto: Koch

San Martino di Castrozza – Es sind mächtige Berge und Gebirgsmassive, die sich da erheben. Alles Drei- und Zweitausender. Vezzana, Pala, Rosetta, Fradusta, Canali, Lostei, Saas Maor, Madonna ... Wir sind im Trentino in Norditalien. In San Martino di Castrozza. Im Dolomiten-Land.

Gebieterisch, aber auch errötend wie ein junges Liebespaar

Cristiano Marinello kennt sie alle. All die majestätischen Berge und Gipfel, „die gebieterisch emporragen, in der Dämmerung aber erröten wie ein junges Liebespaar“, wie es in einer Beschreibung über die berühmte Pala-Gruppe Pale di San Martino heißt. Wir treffen uns mit dem ausgebildeten Wanderführer und Bergretter eine halbe Stunde von San Martino di Castrozza entfernt im Canali-Tal vor dem Berghotel und Restaurant Cant del Gal, wollen später mit ihm zur Hütte Rifugio Canali-Treviso hinauf.

Vom Tourismusverband und vom Parco Naturale Paneveggio

Neben Cristiano sind auch noch Manuel Corso vom heimischen Tourismusverband und Direktor Vittorio Ducoli vom Parco Naturale Paneveggio da. Gerade erst sind wir auf verschiedenen Etappen von San Martino di Castrozza am See von Imer, an Feltre und an La Valle Agordina vorbei unter anderem mit dem neuen BMW 740e, einer schadstoffarmen Plug-in-Hybrid-Limousine, über mehr als 140 Kilometer durch die beeindruckende Bergwelt des Trentino bis nach Tonadico gefahren.

Saubere Nachhaltigkeit auf dem grünen Primiero-Weg

Aus gutem Grund. Denn über 1450 Meter hoch im Primiero-Tal, in dem San Martino di Castrozza liegt, gehen die Bewohner inzwischen ihren eigenen, grünen Primiero-Weg. Sie setzen dabei auf Nachhaltigkeit und auf Erneuerung durch saubere Energie, um den Raubbau an fossilen Brennstoffen wenigstens ein Stück weit zu mindern. Sie nutzen Wasser, Holz und Biomasse, um Strom zu erzeugen oder zu heizen. Und bieten, clever wie sie sind, Gästen, die mit einem Elektro- oder Hybridfahrzeug kommen, an, ihren Wagen mit Energie nachzuladen, kostenlos. Gut 15 Restaurants und Hotels nehmen mittlerweile an dieser Aktion teil.

„Um uns an die Spitze der Umweltfreundlichkeit zu bringen

Manuel Corso sieht darin mehr als nur bloße Werbung. Für den jungen Tourismusmann verbirgt sich hinter dem Primiero-Weg ein „einzigartiger Lebensstil“, den die gesamte Gemeinschaft von Primiero, San Martino di Castrozza, Passo Rolle und Vanoi „ganz bewusst gewählt“ habe, „um uns an die Spitze der Umweltfreundlichkeit zu bringen“. Das Engagement reicht von der Landschaftspflege bis hin eben zu innovativen Mobilitätsprojekten, „um eine bessere Lebensqualität für die Menschen hier zu erreichen, was sich dann“, so Corso, „wiederum auch positiv im Tourismus niederschlägt.“

200 Quadratkilometer große Welt aus Stein, Wasser und Wäldern

Für Naturpark-Chef Ducoli geht es darum, „unsere einzigartige Umwelt zu respektieren, sie zu schützen und negative ökologische Auswirkungen zu vermeiden“. Der Mann weiß, wovon er spricht, trägt schließlich Verantwortung für eine 200 Quadratkilometer große grandiose Welt aus Stein, Wasser und Wäldern mit der Lagorai-Kette im Westen, einem Teil der Pale-di-San-Martino-Dolomiten im Südosten und dem Fichtenwald von Paneveggio im Norden, der nicht nur ökologisch von Bedeutung ist, sondern sich laut Ducoli über die Grenzen der Region hinaus auch als „Geigenwald“ Foresta dei Violini einen Namen gemacht hat, „weil sich Fasern der Haselfichten offenbar besonders gut zum Geigenbau eignen“.

Wo sich das Wetter auch sehr schnell wieder ändern kann

Andiamo! Cristiano drängt zum Aufbruch. Im Rucksack führt er eine Flasche Mineralwasser, Becher für jeden, Trockenobst, eine kleine Leuchte und ein Funkgerät „für alle Fälle“, dazu für sich selber ein atmungsaktives Shirt zum Wechseln und eine leichte Regenjacke mit. Die Sonne scheint. Es ist Mittagszeit und ziemlich warm an diesem Tag Mitte Juli, fast sogar schon schwül. „In den Bergen“, mahnt der wander- und gipfelerprobte Trentiner. „kann sich das Wetter sehr schnell ändern.“ Auch die, die mit forschem Schritt loslegen, fängt er gleich wieder ein, rät, es lieber langsamer angehen zu lassen, weil er weiß, dass diese Tour doch etwas anspruchsvoller ist. Rechts breitet sich in einem im Sommer komplett ausgetrockneten Flussbett eine Steinwüste aus. Schroffe Felswände ragen links und vor uns in die Höhe. Cristiano bleibt kurz stehen, deutet auf eine Felsformation, fragt, was wir glauben, woraus die wohl besteht.

Dem französischen Geologen Déodat de Dolomieu sei Dank

Die Antwort gibt er selbst - und liefert eine Lektion in Sachen Gesteinskunde gleich mit: „Aus Korallen!“ Wer nachforscht, erfährt, was nicht nur für die Pale di San Martino gilt: Vor rund 300 Millionen Jahren vermehren sich riesige Korallenkolonien in einem ruhigen, seichten Meer. Über tausend Meter hohe Riffe bilden sich, tauchen auf, werden durch Witterungseinflüsse modelliert, nehmen die spitzen, schneidenden Formen an, die heute das Aussehen der Dolomiten, seit 2009 immerhin auch Weltkulturerbe, prägen. Der Name Dolomia oder Dolomit für ein Karbongestein geht übrigens auf den französischen Geologen und Mineralogen Déodat de Dolomieu zurück, der 1788 bei einer Reise in die Pala-Gruppe deren Gesteinszusammensetzung ermittelt hat.

Das Rifugio Treviso ist eine von fünf Berghütten in der Region

Wir überqueren eine kleine Holzbrücke. Dann geht es auf einem baumbestandenen Pfad, der wenigstens etwas Schatten spendet, serpentinenartig steil nach oben. 500 Höhenmeter nur, sagt Cristiano, die es für die, die nicht regelmäßig in den Bergen unterwegs sind, aber schon in sich haben. Sass d’Ortiga, Cima di Lostei, Cima di Sedole und Malga Canali umgeben die Hütte Rifugio Canali-Treviso auf 1630 Metern. Sie ist eine von insgesamt fünf in dieser Region. Die vier anderen – Pradidali, Velo della Madonna, Rosetta und Mulaz – liegen mit bis zu 2581 Metern allesamt sogar noch deutlich höher.

Den Körper, die Seele und den Wagen nachladen

Oben geht es deftig zu. Es gibt eine gemischte Wurst-, Schinken- und Käseplatte, danach Risotto mit Kräuterknödeln. Cristiano gönnt sich dazu aus einem großen Glas ein herzhaft-erfrischendes Bier. Denn wie hat es Manuel Corso, der Tourismusmann, unten vor dem Aufstieg doch formuliert: „Unsere Botschaft ist, dass Sie bei uns Ihren Wagen nachladen können, Ihre Seele und Ihren Körper!“   

Info Trentino I

Die über 6200 Quadratkilometer große Provinz in Norditalien bildet zusammen mit Südtirol eine autonome Region. Sie zählt rund 540 000 Einwohner. Hauptstadt ist Trient. Das von der Etsch durchflossene Land ist sehr gebirgig, wobei sich die Dolomiten etwa zu gleichen Teilen auf die Regionen Trentino-Südtirol und Venetien verteilen. Zu den höchsten Gipfeln gehören nach dem 3769 Meter hohen Monte Cevedale, der zum Ortlermassiv zählt, etwa auch Marmolata, Pala und Brenta. Anders als in Südtirol wird im Trentino größtenteils Italienisch gesprochen. Das Klima ist meist gemäßigt, um den Gardasee und das Tal der Vallagarina herum mild und schon ziemlich mediterran, in höheren Lagen bis zu den Gletschern hinauf dagegen nordisch-alpin. Wir waren in San Martino di Castrozza im Hotel Cima Rosetta (Drei-Sterne-Superior-Haus, 56 Zimmer/Suiten, alpenländisch-behaglich eingerichtet, zentrale Ortslage, www.hotelcoimarosetta.it) untergebracht.   

Info Trentino II

Für eine Wanderung können wir als Ausgangspunkt das Berghotel und Restaurant Cant del Gal (www.cantdelgal.it) im Canali-Tal empfehlen, als Ziel das Rifugio Canali-Treviso (www.rifugiotreviso.it). In San Martino di Castrozza selbst kann man gut im Ristorante da Anita (www.ristorante-da-anita.com) essen. Die Küche im Trentino ist bäuerlich-bodenständig, bekannt für Polenta, Almkäse wie Trentingrana, Spressa delle Giudicarie und Vezzana oder Wurst wie Carne Salada, Ciuga del Banale und Mortadelle aus dem Tal der Nons. Gute Weine kommen von der Etsch, aus Val di Cembra und Val di Sarca. Bekannt sind der heimische weiße Nosiola, die süffig-fruchtigen roten Marzemino und Teroldego Rotaliano und verschiedene Sorten von Grappa. Information: Italienische Zentrale für Tourismus ENIT, Barckhausstraße 10, 60325 Frankfurt/Main. Telefon 069-237434, www.enit.de, oder Tourismusverband San Martino di Castrozza, Passo Role, Primiero und Vanoi, Via Dante 6, 38055 Primiero San Martino di Castrozza, www.sanmartino.com.

Service Auto

Wir sind über Innsbruck, Brenner und Südtirol nach San Martino di Castrozza ins Trentino gefahren. Von München aus sind es je nach Route 380 bis 415 Kilometer, für die je nach Verkehr viereinhalb bis sieben Stunden einzuplanen sind. Am kürzesten geht es weiter über Bozen. Landschaftlich schöner ist es ab Brixen über Bruneck und dann südlich über Alta Badia. Für die Zehn-Tage-Vignette in Österreich haben wir 8,80, am Brenner hin und zurück 26,70 Euro gezahlt. In Italien sind im Ort 50, außerhalb 90, auf Schnellstraßen 110, auf Autobahnen Tempo 130 erlaubt. Die Promillegrenze liegt bei 0,5. Fernverkehrszüge halten in Trento und Rovereto. Die nächsten Flughäfen sind Bozen, Verona und Treviso. Die Reise auf Einladung von BMW fand vor Ort unter anderem im neuen Plug-in-Hybrid 740e und im Elektro-i3 mit der stärkeren Batterie statt (siehe auch im Autoteil dieses Magazins). Die Ausrüstung für die Wanderung hat der Outdoor-Spezialist Salewa aus Bozen zur Verfügung gestellt.

KoCom/Fotos: Günther Koch/BMW

22. Juli 2016