Freitag, 26. April 2024

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GALERIA REISE In Lindgrens Heimat Südschweden. Foto: Günther Koch
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GALERIA REISE Biegung für Biegung: Deutschland ist schön - an der Mosel entlang. Foto: Günther Koch

Gute Reise!

"Eine Dame lebt in Venedig, / die ist mit achtzig noch ledig. / Sie beklagt sich nicht, / sie lächelt und spricht: / „Vielleicht war das Schicksal mir gnädig.“

Die Limericks, die Sie an dieser Stelle immer lesen, stammen alle von Ole Haldrup. Sein „Buch der Limericks“ (2003), dazu „Lirum, Larum, Limerick“ (2004) und „Das Geheimnis der fünften Zeile" (2007) sind zu beziehen über: Nereus-Verlag, Susanne Happle, Johann-von-Werth-Straße 6, 79100 Freiburg, Telefon 0761-403802, nereus-verlag @gmx.de. (gk)

Der Extreme

Eine Wanderung mit Opel-Markenbotschafter Reinhold Messner in seiner Heimat Südtirol

Von Günther Koch/Life-Magazin

Der Mann und die Berge: Reinhold Messner im Museum auf dem Kronplatz: Foto: Koch

Olang – Ein Moment nur, aber ein bewegender und ein sehr persönlicher! Der Mann hat die höchsten Berge der Welt bezwungen. Er hat klirrender Kälte in polaren Regionen und flirrender Hitze in den größten Wüsten Zentralasiens getrotzt. Dieser Mann stockt auf einmal, als er spricht. Und er versucht, Tränen zu unterdrücken.

Auf den Kronplatz hinauf

Wir treffen uns zum Wandern in seiner Heimat Südtirol, wollen zu seinem 2275 Meter hoch auf dem Kronplatz gelegenen Bergmuseum Corones hinauf. Der Autobauer Opel hat das möglich gemacht. Reinhold Messner ist schon lange Markenbotschafter der Rüsselsheimer, aktuell für den Vivaro. Mit dem, sagt er, habe er jüngst erst auch die letzten der teilweise übergroßen Exponate seiner Dauerausstellung ins Museum auf den Berg gebracht. „Per Sondergenehmigung über den Forstweg.“

Bei Bruneck im Osten Südtirols

Es ist der letzte Freitag im Juli. Die Sonne brennt vom nur leicht bewölkten Himmel. Ein Landwirt mäht in Sichtweise mit seinem Traktor an einem Steilhang eine Wiese. Um die Mittagszeit ist nicht so viel los an der Basisstation der Gondelbahn in Olang bei Bruneck im Osten Südtirols. Und weil wir sowieso noch etwas warten müssen, bleibt Zeit zum Erzählen.

„Die schwierigste Kletterei meines Lebens“

„Da drüben“, zeigt Messner in Richtung der Berge seiner Kindheit und Jugend, der Dolomiten. An Geislerspitzen und Heiligkreuzkofel kann er sich besonders gut erinnern. „Das“, so Messner, „war die schwierigste Kletterei meines Lebens!“ Schon als Fünfjähriger hat er den Vater ins Gebirge begleitet, damals zur Besteigung seines ersten Dreitausenders.

In möglichst unberührter Natur mit minimaler Ausrüstung

Messner beschreibt, was ihn von Anfang an angetrieben hat und was geblieben ist, auch später bei seinen im positiven Sinn meist abenteuerlichen Touren. Nicht die Rekorde seien es gewesen. Nein, er habe vielmehr in „möglichst unberührten Naturlandschaften“ mit einem „Minimum an Ausrüstung“ unterwegs sein wollen. „Keine Bohrhaken, keine Sauerstoffmaske, kein Satellitentelefon.“ Es sei dabei auch „nie um richtig oder falsch gegangen, sondern einfach nur darum, ob etwas möglich war oder nicht“.

Im Schicksalsjahr 1970 am Schicksalsberg Nanga Parbat

Wir fragen nach dem vielleicht dramatischsten Erlebnis bei all seinen Expeditionen. „1970 am Nanga Parbat“, sagt Messner, während eine Mutter mit ihrem kleinen Sohn schon eine Weile neben ihm steht und um ein Autogramm bittet. Es ist das Jahr, als sein Bruder Günther stirbt, der ihm überraschend auf dem Weg zum Gipfel gefolgt ist, den er aber beim Abstieg aus den Augen verliert und der dann ums Leben kommt.

„Schnellkraft und Geschicklichkeit lassen auch bei mir nach“

Mit der Gondel fahren wir ein Stück bergauf, steigen auf halbem Weg aus. Messner, leichte Wanderkleidung, kleiner Rucksack, zwei moderne Wanderstöcke in der Hand, muss sich ein wenig orientieren. Dann räumt der Mann, der ohne Flaschensauerstoff als Erster auf den Gipfeln aller 14 Achttausender stand, darunter dem Mount Everest, an einer Weggabelung ein: „Hier weiß ich jetzt aber auch nicht mehr weiter!“ Es geht teilweise ziemlich steil nach oben. „Wichtig ist, den eigenen Rhythmus zu finden und ihn durchzuhalten“, rät der bald 72-Jährige. Zwar hätten Schnellkraft und Geschicklichkeit auch bei ihm nachgelassen. Dennoch scheint er vollkommen entspannt, als wir auf dem Plateau ankommen und die Aussicht genießen.

Von den Dolomiten übers Pustertal zu den Zillertaler Alpen

Die soll eine der schönsten sein, lässt Messner seinen Arm im Halbrund von den Dolomiten links über das Pustertal in der Mitte bis hin zu den Zillertaler Alpen rechts kreisen. „Wir befinden uns am Kronplatz genau am Schnittpunkt der drei Kulturen Südtirols, der deutschen, der italienischen und der ladinischen“, zählt Messner auf. Was den Namen Kronplatz selbst betrifft, soll der übrigens aus einer Sage stammen, nach der eine unverwundbare Prinzessin genau hier gekrönt worden ist.

„Heute bin ich ein Museumsbastler“

Wer ihn fragt, als was er sich heute bezeichnen würde, dem schmunzelt der Mann der Berge ein „Ich bin ein Museumsbastler“ entgegen. Messner meint damit vor allem sein Projekt Messner Mountain Museum, „mein 15. Achttausender“, an dem er seit 2003 arbeitet. Dahinter verbergen sich gleich sechs verschiedenen Museen:

Der Berg, der Mensch und die Königsdisziplin des Bergsteigens

Im Schloss Sigmundskron bei Bozen geht es um das Verhältnis zwischen Mensch und Berg. In dem in seinem privaten Schloss Juval nahe Naturns um mystische Erhebungen und deren religiöse Dimension. In dem in einem alten Fort auf dem Monte Rite um Felsen. In Sulden im unterirdischen am Ortler um Bergsteigen im Eis und um Gletscher. Im Schloss Bruneck um Bergvölker. Im sechsten und letzten, das sich mit der „Königsdisziplin des Bergsteigens“, der Urform ohne große technische Hilfsmittel, befasst, stehen wir gerade.

„…, wenn der Tourismus den Gipfel des Mount Everest erreicht“

Spektakulär hat es die renommierte Architektin Zaha Hadid in den Fels hauen lassen. Innen geht der Blick in alle vier Himmelsrichtungen. Zu den Lienzer Dolomiten im Osten, zur Marmolada im Süden, zum Ortler im Westen und zu den Zillertaler Alpen im Norden. Schon am Eingang fragt Messner nachdenklich, wo eigentlich der Alpinismus beginnt, wenn der Tourismus den Gipfel des Mount Everest erreicht ...

Von Eggers Eispickel bis zum Kletterhammer von Paul Preuß

Er erzählt von der Entwicklung des Bergsteigens. Von der Ausrüstung, wie sie sich in 250 Jahren verbessert hat. Von Triumphen und Tragödien an den berühmtesten Bergen der Welt. „Und von unserem Tun, so widersprüchlich es auch erscheinen mag“. Es gibt Zitate, Bilder, Plastiken und Reliquien. Messners Kletterhaken-Sammlung reicht bis 1870 zurück. Steigeisen bis 1800 sind zu sehen. Und es finden sich sehr seltene alpinistische Kostbarkeiten vom Eispickel Toni Eggers bis hin zum Kletterhammer von Paul Preuß.     

Die bewegende Geschichte eines Erinnerungsstücks

Es ist der Moment, in dem Reinhold Messner, der Extreme, auf einmal nicht mehr weitersprechen kann! Es ist die Geschichte einer Erinnerung, die ihm von einer alten Frau anvertraut worden ist – mit der Bitte, das Gedenkstück weiterzugeben, wenn er selbst nicht mehr in die Berge gehen kann, oder es der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Da musste ich einfach dieses Museum bauen“, kommen die Worte langsam wieder zurück. Wir sind unsicher, wissen nicht, wie wir uns verhalten sollen. Jemand fängt leise zu klatschen an. Jemand flüstert: Weißt Du, ob Reinhold Messner Buddhist ist? Nach dem Yeti fragt jetzt keiner mehr. 

Info Messner

Der Südtiroler, geboren am 17. September 1944 in Brixen, wächst in einer Großfamilie zusammen mit acht Geschwistern in Villnöß auf, studiert Vermessung und arbeitet kurz als Mittelschullehrer, ehe er sich auch beruflich aufs Klettern und aufs Höhenbergsteigen konzentriert. Expeditionen führen ihn auf alle 14 Achttausender, zweimal auf den mit 8848 Metern höchsten Berg der Welt, den Mount Everest, dazu in Polarregionen, nach Grönland und in Wüsten. Heute lebt der verheiratete vierfache Vater in Meran und auf seinem Schloss Juval im Vinschgauer Schnalstal, ist Bergbauer, züchtet Yaks, schreibt Bücher und hält Vorträge. Seine Stiftung Messner Mountain Foundation unterstützt Bergvölker. Sein Projekt Messner Mountain Museum fasst Themenmuseen an sechs verschiedenen Standorten in Südtirol und im Trentino zusammen.

Info Südtirol

Italiens nördlichste Provinz zählt über eine halbe Million Einwohner. Hauptstadt ist Bozen. Gesprochen wird in Südtirol meist Deutsch, Italienisch, teilweise auch noch Ladinisch. Höchster Dolomiten-Berg ist mit 3905 Metern der Ortler. Per Auto reist man am besten über den Brenner an, biegt bei Brixen nach Bruneck und da weiter nach Olang ab. Klimatisch geht es in den Tälern relativ mild zu, in den Bergen im Winter alpin. Wir waren im Vallertal in Vals im Hotel Falkensteiner Hof (vier Sterne, 77 Zimmer/Suiten, Preise 75 bis 175 Euro, www.falkensteiner.com) untergebracht. Die Küche, etwa Merende-Brotzeit, Ravioli-ähnliche Schlutzkrapfen, dazu Käse und viel Speck, gilt als eher bodenständig-bäuerlich mit italienischen und österreichischen Einflüssen. Namhafte Südtiroler Weine sind Terlaner oder Traminer. Information: Italienische Zentrale für Tourismus Enit, Barckhausstraße 10, 60325 Frankfurt/Main, Telefon 069-237434, www.enit.de.

Info Kronplatz

Kronplatz oder Plan de Corones heißt der Hausberg von Bruneck samt der Ferienregion ringsherum, zu der Puster-, Ahrn-, Gsieser- Antholzer- und Teile des Gadertals gehören. Ein Klettersteig, verschiedene Wander- und Rundwege führen auf das 2275 Meter hoch gelegene Plateau, auf dem sich ein Restaurant, ein Indianerdorf, dazu andere Möglichkeiten aktiver Unterhaltung sowie die große Friedensglocke Concordia und das Messner Mountain Museum Corones befinden. Information: Tourismusverband Kronplatz/Plan de Corones, Via Michael-Pacher-Straße 11a, I-39031 Bruneck/Brunico, Telefon 0039-0474555722, www.kronplatz.com.   

Info Vivaro

Die Reise nach Südtirol fand ab Innsbruck in der bis zu neunsitzigen Kombiversion des Opel Vivaro statt, dessen Markenbotschafter Reinhold Messner ist. Beim Vivaro handelt es sich um ein ab 24 860 Euro teures leichtes Nutzfahrzeug, das es auch als Kastenwagen, Doppelkabiner und Plattformgestell gibt. Vier Turbodiesel mit 95 bis 145 PS im bis zu Tempo 183 schnellen 1,6-Liter-Biturbo stehen zur Wahl. Auch bei den eher funktionalen Nutzfahrzeugen geht es design-, komfort- und fahrmäßig immer mehr Richtung Pkw-Niveau. Ähnliches gilt, was die Ausstattung etwa mit modernen Infotainment- und Vernetzungssystemen betrifft, so dass der Lastesel rasch zum mobilen Onlinebüro oder trendigen Lifestyler für Sport und Freizeit werden kann.

KoCom/Fotos: Günther Koch/Opel

8. August 2016