Al Limone
Mit Zitrone: Im Busurlaub am Gardasee / Destination bei Gimmler längst fester Bestandteil im Reiseprogramm
Von Günther Koch/Life-Magazin

An der Strandpromenade in Limone. Foto: Koch
Limone – Ein berühmter Gardasee-Gast. Der Dichterfürst der Deutschen. Johann Wolfgang von Goethe. Am 13. September 1786 ist der Geheime Rat auf seiner später berühmt gewordenen und literarisch verewigten „Italienischen Reise“ mit dem Boot unterwegs, soll – obwohl angeblich verzaubert – doch tatsächlich an Limone vorbeigefahren sein! Wie kann er nur?
Willkommen in Limone sul Garda! Der See, die Häuser, die schroffen Felswände.
Schon früh von Torbole aus
Früh um drei Uhr sei er von Torbole aus mit zwei Ruderern weggefahren. Anfangs sei der Wind günstig gewesen. In seinem Tagebuch spricht Goethe von einem herrlichen Morgen, „zwar wolkig, doch bei der Dämmerung still“. Man sei an Limone vorbeigefahren, dessen Berggärten, terrassenweise angelegt und mit Zitronenbäumen bepflanzt, ein „reiches und reinliches Ansehen“ ergeben würden. Der ganze Garten, hält der Reisende in seinen Aufzeichnungen fest, bestehe aus Reihen von weißen viereckigen Pfeilern, die in einer gewissen Entfernung voneinander stünden und stufenweise den Berg hinaufrückten. Über diese Pfeiler seien starke Stangen gelegt, um im Winter die Bäume dazwischen abzudecken.
Im unmittelbaren Ortskern. Auch Limone ist touristisch stark vermarktet.
Früher ein kleines Fischerdorf
Limone sul Garda also. Limone am Gardasee. Eine kleine oberitalienische Gemeinde. Zuletzt gerade einmal etwas mehr als 1100 Einwohner am nördlichen Westufer des Sees an der engen und kurvenreichen Gardesana Occidentale in der lombardischen Provinz Brescia gelegen. Früher ein kleines Fischerdorf mit den so typischen Zitronengärten, den Limonaia. Heute Urlaub und Sightseeing, Hotels, Campingplätze und Ferienwohnungen. Über die Zitronengärten schreibt die deutschsprachige Gardasee-Zeitung in einer ihrer jüngsten Ausgaben, sie hätten früher eine wichtige Rolle gespielt, seien inzwischen aber eher selten. Der Autor eines Reiseführers über die Region merkt kritisch zu Limone an: Wie kein anderer Ort am Westufer habe der einstige Zitronengarten des Sees seine Seele verkauft. Im „Lieblingsziel des Pauschaltourismus“ bedrückten mittlerweile nicht nur Menschenmassen, sondern auch die Felswände die dann doch offenbar allzu nahe See …
Segelboot an der Strandpromenade. Und fast überall zu sehen ist die – Zitrone.
Ziemlich entspannt und pünktlich
Wir kommen offenbar ganz gut durch. Die Busreise nach Limone ist ziemlich entspannt. Alle Transfers, Pausen und Zwischenstopps wie Zu- und Ausstieg von Reisenden schon vor Limone an deren entsprechenden Zielpunkten in Deutschland und Österreich finden pünktlich statt. Gimmler-Busfahrer Frank Schönherr wechselt sich beim Fahren auf dieser längeren Strecke regelmäßig mit seinem Kollegen ab und trägt seinen Teil zum überraschend angenehmen und kurzweiligen Aufenthalt im Bus bei, indem er einfach nur über die Strecke und die Gegenden erzählt, durch die wir fahren.
Wie wäre es mit Salamino Classico oder Salamino Rustico? Blick über den See.
Von drei Seiten steil abfallende Felswände
Limone erstreckt sich Luftlinie etwa 55 Kilometer nordwestlich der Provinzhauptstadt Brescia halbkreisförmig an der Mündung des Valle del Singol in die Talfurche des Gardasees hinein. Der Ort ist an drei Seiten von zum Großteil aus Höhen bis zu 1160 Metern steil abfallenden Felswänden umgeben. Von der Cima di Mughera im Norden, dem Monte Preals im Westen und dem Monte Bestone im Süden. Südlich des Ortskerns mündet der Torrente San Giovanni, ein Sturzbach, in den See. Unmittelbar nordöstlich von Limone grenzt Riva an, im Südwesten die über die Provinzialstraße angebundene Gemeinde Tremosine, immerhin Mitglied der Vereinigung der schönsten Orte Italiens. I borghi più belli d’Italia.
Im alten Hafen Porto Vecchio. Zitrusfrüchte setzen die farbigen Akzente in Limone.
Genauso schmal, malerisch, hübsch und klein
Trotz zahlloser Touristinnen und Touristen, die Limone in der Saison schon längst nicht mehr nur an Wochenenden fluten: Auch Limone ist schön schon allein deshalb, weil es auch lebensfroh-italienisch ist. Da sind die schmalen Gassen mit den malerischen Häusern, hübschen Lokalen und kleinen Läden. Da ist, neben dem neuen Hafen Porto Nuovo, immer noch auch der alte Porto Vecchio. Wer sich gern Gotteshäuser oder Museen anschaut: In der Kirche des Schutzheiligen San Benedetto, der Kapelle San Rocco, im Fischerei- und im Tourismusmuseum wird Geschichte lebendig. Beim Zitronengarten mit Seeblick, der Limonaia del Castél direkt am Hang oberhalb der Altstadt, handelt es sich laut Gardasee-Zeitung um einen der schönsten noch erhaltenen, komplett renoviert und mit über 100 Zitrusbäumen bepflanzt: Zitronen, Orangen, Mandarinen, Grapefruits, Kumquats. Hinzu kommen neue Bewässerung, gepflegte Terrassen und sogar ein Lehrpfad.
Statue des Heiligen Johannes. Der Torrente San Giovanni ist ein Sturzbach.
Fest verankerter kombinierter Hänge-/Rad-/Fußweg
Wir wandern. Über die Brücke mit der Statue des heiligen Johannes am San-Giovanni-Bach entlang, vorbei an Oleander, Olivenbäumen, Hainbuchen, Eschen und Lorbeer hinauf bis zur Agriturismo-Herberge Milanesa. Auf dem Feldweg Via San Pietro durch das Tal Val di Pura zur gleichnamigen Kirche. Zu San Daniele Comboni und dessen Geburtshaus hoch oben gleich neben der Zitronenanlage, die von den Eltern des 2003 heiliggesprochenen Priesters, Afrika-Missionars und Ordensgründers damals noch selbst bearbeitet worden ist. Und schließlich über den kombinierten, etwa zweieinhalb Kilometer langen, 50 Meter über dem See im Fels fest verankerten Hänge-/Rad-/Fußweg von Limone fast bis nach Riva.
Tierische Begegnung auf dem Weg entlang des Bachs. Die grüne Natur tut gut.
Schräg gegenüber nach Malcesine
Wir setzen über. Mit dem Boot von Limones kleinem Hafen Porto Nuovo schräg gegenüber nach Malcesine zu Füßen des Monte Baldo am östlichen Ufer des Sees. Wie Limone ist Malcesine stark vom Tourismus geprägt. Den gleich von zwei Gardasee-Winden umwehten 3500-Seelen-Ort mögen vor allem Wind-, Kitesurfer und Segler wegen seiner nördlichen Lage. Eine Seilbahn führt ins Monte-Baldo-Massiv. Wanderer, insbesondere aber auch Mountainbiker nutzen sie, um später über Schotterpisten dann wieder hinunter ins Tal zu fahren. Ebenfalls als Startplatz für Gleitschirmflieger ist der leicht erreichbare, zum Landeplatz in Malcesine eine enorme Höhendifferenz aufweisende Berg beliebt. Im Ort selbst lohnt der Kapitänspalast Palazzo dei Capitani einen Besuch, dazu die barocke Pfarrkirche Santo Stefano und die mit Namen Santi Benigno e Caro. Imposantes Wahrzeichen aber ist die mächtige, schon weithin sichtbare Scaligerburg auf einem Felsvorsprung direkt am Ufer des Sees. Sollten Sie übrigens bei Pedro in der Vicolo Porto Vecchio 9 einkehren und sich in der engen Gasse für Pizza, Pasta oder Fisch unmittelbar am Wasser entscheiden: Achtung! Die Wellen am See könnten, verursacht durch die Ausflugsboote, direkt an ihre Füße schwappen und ihren Platz unter Wasser setzen …
Der Andrang bei den Ausflugsbooten ist groß. Wer wohl der Stärkere von beiden ist?
Goethe unter Spionageverdacht
Womit wir zum Schluss eigentlich auch schon wieder bei dem Geheimen Rat wären. An Limone ist der Italien-Reisende 1786 bekanntlich vorbeigefahren, in Malcesine hingegen hat er Station gemacht, hat sich nach eigenem Bekunden fasziniert von dem Ort und seinen Menschen gezeigt, soll dort aber auch vorübergehend kurz festgehalten worden sein – wegen des Verdachts auf Spionage, als er wohl beim Zeichnen der Burg beobachtet worden ist. In Limone wäre ihm das wahrscheinlich nicht passiert, denn zweifellos hätte er – am Gardasee al Limone – nur Zitronengärten und Zitronen aufs Papier gebracht ... In seinem Tagebuch hält Goethe jedenfalls fest: „Und so waren wir schon an Malcesine vorbei, als der Wind sich völlig umkehrte, seinen gewöhnlichen Tagweg nahm und nach Norden zog.“
Markt auf der Strandpromenade in Limone. Der Strand selbst ist leider nicht aus Sand.
Info Gardasee I
Der zwischen Alpen im Norden und Po-Ebene im Süden liegende oberitalienische Gardasee, mit etwa 370 Quadratkilometern Fläche der größte des Landes, ist 51,6 Kilometer lang und bis zu 17,2 Kilometer breit. Sein Gesamtumfang misst 158,4 Kilometer. Die Tiefe beträgt bis zu 346 Meter. Der See selbst befindet sich 65 Meter über dem Meeresspiegel. Der nördliche Teil mit Riva und Torbole gehört zur Provinz Trient, der östliche von Malcesine bis Peschiera zur Provinz Verona, der südliche und westliche von Sirmione bis Limone zur Provinz Brescia. Die Regionen am und rund um den See sind alle stark gebucht. Oft scheint es sogar zu stark. Das Klima ist submediterran mit heißen Sommern und milden Wintern. Frühjahr, Sommer und Herbst sind die besten Reisezeiten. Internet-Information: www.visitgarda.com.
Trutzig erhebt sich die Scaligerburg über Malcesine mit dem kleinen Hafen.
Info Gardasee II
Wir haben uns in Limone einquartiert im Hotel Cristina (drei Sterne, 147 Zimmer/Suiten, vier Villen, Hauptgebäude, drei Außenpools, ein Innenpool, in oberhalb des Orts gelegener parkähnlicher Anlage mit mediterraner Vegetation, schöner Blick über Limone, den See und schräg gegenüber auf die mit 2218 Metern höchste Bergkette der Region, den Monte Baldo, mit dem Shuttlebus oder zu Fuß in 15 Minuten im Zentrum, www.hotelcristinalimone.it). Kulinarische Spezialitäten am See und im Hinterland sind etwa frittierte Alborelle-Sardinen, Carpione-Forelle, gepökeltes Carne-Salata-Rindfleisch mit Fagioli-Bohnen, Pancetta-Bauchspeck mit Maispolenta, Risotti-Reisgerichte, in Wein geschmorte Ossobuco-Kalbshaxe oder Cotoletta-Schnitzel alle Milanese. Zu den heimischen Weinen gehören Bardolino, Chiaretto, Lugana, Regioto, Soave, Tocai, Trebbiano und Valpolicella. Internet-Information: www.visitlimonesulgarda.com.
Daniele Comboni ist in Limone geboren. Die Pfeiler gehören zum Zitronengarten.
Service Anreise
Die Anreise nach Limone am Gardasee ist mit dem Bus erfolgt. Die rund 820 Kilometer lange Strecke hat im vorliegenden Fall ab Gießen an Würzburg und München vorbei durchs Inntal nach Innsbruck und auf der Brennerautobahn weiter bis zur Abfahrt Rovereto-Süd nach Riva geführt, von wo aus es auf der Gardesana Occidentale noch etwa 15 Kilometer nach Limone sind. Die Gesamtfahrdauer beläuft sich je nach Verkehrslage auf zehn bis zwölf Stunden. Nach Limone am nordwestlichen Ufer des Sees sind es von Innsbruck aus als Knotenpunkt noch etwa 235 Kilometer. Der öffentliche Nahverkehr bindet am See selbst eigentlich alle wichtigen Orte ganz gut an. Internet-Information: www.gardasee.de.
Noch sind die Sonnenliegen frei. Limone verabschiedet höflich seine Gäste.
Info Gimmler
Die jüngste Gardasee-Reise ist von dem 1946 gegründeten Wetzlarer Busreiseunternehmen Gimmler durchgeführt worden, das mittlerweile über mehr als 50 Premium-Reisebusse der Vier- und Fünf-Sterne-Kategorie, über mehr als 40 Linienbusse sowie über mehr als 20 Hybrid-Niederflurfahrzeuge und erste Elektrobusse verfügt. Am Gardasee befindet sich aktuell neben Limone auch noch Riva im Programm. Die Wetzlarer bieten Eröffnungs-, Abschlussfahrten, Kurz-, Erlebnis-, Kulinarik-, europäische Eisen-/Gebirgsbahn-, Städte-, Event-, Musik-, Rund-, Wellness-, Urlaubs-, Fern- und Flugreisen sowie Flusskreuzfahrten und Hochseekreuzfahrten an. Die nationalen und internationalen Reiseziele reichten zuletzt je nach Art der Reise, entweder direkt oder mit dem Bus als Zubringer, etwa von Hamburg über Montenegro bis nach Alaska. Laut Manfred Thielmann haben sich die einzelnen Fahrtermine zuletzt auf etwa 500 summiert. Die neuen Destinationen pro Jahr gibt der Gimmler-Geschäftsführer mit im Schnitt rund 300 an. Die touristischen Kunden sind zuletzt vom Unternehmen selbst auf rund 300 000 beziffert worden. Internet-Information www.gimmler-reisen.de.
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12. September 2025

























