Global ausbalancierter
Continental unterstützt Vision Zero / Ziel sind weniger Verkehrstote / Neuer WinterContact TS 860 vorgestellt
Von Günther Koch/Life-Magazin

Drei neue Technologien: Continentals neuer Winterreifen WinterContact TS 860. Foto: Koch
München – Die Reifendivision des weltweit viertgrößten Reifenherstellers, Continental, hat die dritte Phase ihres „Vision 2025“-Plans eingeläutet. „Sie besteht im Wertausbau“, sagt Continental-Sprecher Klaus Engelhardt jetzt beim Winter-Roadshow-Termin in München, bei dem es auch um die Vorstellung des neuen Winterreifens TS 860 des Unternehmens mit Sitz in Hannover ging.
Im digitalen Zeitalter
Continental verfügt über 17 Werke in 15 Ländern. Samt Entwicklung sind es sogar 24 Standorte. Mit der Hightech-Fertigung in Korbach sind die Hannoveraner zudem inzwischen, Stichwort Industrie 4.0, auch bei ihrer Reifenproduktion im digitalen Zeitalter angelangt. Zu ihren Zukunftsprojekten gehören Reifen aus Löwenzahn-Kautschuk.
Unterschiedliche Bedürfnisse
Ziel ist nach Angaben Engelhardts vor allem auch mit Blick auf China, Russland und die USA eine künftig noch globaler ausbalancierte Produktionsstruktur in den drei definierten Absatzräumen Nord- und Südamerika, Europa, Mittlerer Osten und Afrika sowie Asien/Pazifik. Sieben weitere Werke sind laut Engelhardt in Planung. „Und die werden wir auch brauchen, wenn das so weitergeht!“ Wichtig sei dabei, ebenfalls den unterschiedlichen Bedürfnissen etwa der jeweiligen Autofahrer vor Ort noch besser gerecht zu werden. Den in Europa bescheinigt der Continental-Mann, neben der Sicherheit ebenso auf gutes Handling zu setzen „und fixer durch die Kurven zu fahren“.
„Vollkommen inakzeptabel“
„Sicherheit, Sicherheit und nochmal Sicherheit“ – mit diesen Worten verweist Engelhardt zugleich auf den „neuen Fokus Vision Zero“, hinter dem sich das Bestreben verbirgt, irgendwann im Straßenverkehr durch neuartige Technologien vielleicht sogar keine Verkehrstoten, Verletzten und keine Unfälle mehr zu haben. Zwar seien tödliche Unfälle schon zurückgegangen, in Deutschland beispielsweise von 1980 bis 2010 um 75 Prozent. Doch würden heute jährlich noch immer über 1,2 Millionen Verkehrstote weltweit beklagt. Täglich 3300 Tote und 140 000 Verletzte seien aber „vollkommen inakzeptabel“, hatte zuletzt in seiner Rede auf der Hauptversammlung schon Continental-Chef Elmar Degenhart betont.
„Beitrag des Reifens liegt im Grip“
Ihren Beitrag zum unfallfreien Fahren sehen die Hannoveraner, die als internationale Automobilzulieferer im Bereich Chassis und Sicherheit, Interieur, Antrieb, Reifen sowie in der Herstellung von Kautschuk- und Kunststoffprodukten tätig sind, auf verschiedenen Gebieten, darunter der Kfz-Technik und eben der Reifen. Der Schwerpunkt da ist die „Optimierung aller sicherheitsrelevanten Eigenschaften bei gleichzeitig minimiertem Rollwiderstand“. Holger Lange, der bei Continental die Entwicklung von Winterreifen leitet, formuliert das so: „Der Beitrag des Reifens zur Sicherheit liegt im Grip“, sprich der Bodenhaftung.
Winterpneus schon seit über 60 Jahren
1952 hat Continental laut Lange seinen ersten Winterreifen auf den Markt gebracht. Unterschieden werden dabei mittlerweile unter anderem die für Mitteleuropa und, weil die winterlichen Bedingungen dort noch andere sind, die für die nordischen Länder.
Mit neuer „Cool Chili“-Laufflächenmischung
Für Einsätze in Mittel- und Westeuropa kündigt Lange als nächste Produktneuheit den für Pkw konzipierten und in 21 Dimensionen für Felgen zwischen 14 und 17 Zoll Durchmesser im Handel befindlichen WinterContact TS 860 an. Mit ihm, so der Entwickler, führe man gleich drei neue Technologien ein: So sorge die neue Laufflächenmischung, „Cool Chili“ genannt, für wirksameres Nassbremsen. Die „Snow Curve“-Methode mit griffigere Rillenwand-Struktur erlaube besseres Handling im Schnee. Und die „Liquid Layer Drainage“ leite den Wasserfilm auf überfrorenen und vereisten Straßen noch stärker ab.
Fürs ganze Jahr bei anderen Konzernmarken
Continental bietet unterschiedliche Reifen an, neben Pkw etwa auch für Lkw oder Zweiräder. Ganzjahresreifen finden sich bei der Premiummarke aber nicht. „Dafür jedoch“, sagt Lange, „bei unseren anderen Marken im Konzern, bei Uniroyal oder Semperit.“
"Klimawandel schon zu spüren"
Auf die Frage eines Kollegen, von welchen Wintern Reifenhersteller wie Continental in Zukunft eigentlich ausgehen, muss Entwickler Lange passen, räumt aber ein: "Schwer zu sagen, wie die werden, der Klimawandel ist aber schon zu spüren!“ So hat es bei der Präsentation in München vorerst auch nur in den kurzen Einspielfilmen geschneit, während es draußen regnet und mit Temperaturen vormittags im einstelligen Bereich, wie Langes Kollegen Engelhardt findet, „schon wirklich herbstlich“ geworden ist. Immerhin.
KoCom/Fotos: Günther Koch
7. Oktober 2016

