Es werde Licht(e)
Audi bereitet A8-Einführung vor / Erster Blick auf neue Karosserie / Einführung noch für Herbst vorgesehen
Von Günther Koch/Life-Magazin

Mit intelligentem Materialmix: A8-Rohkarosse im Audi-Karosseriezentrum Neckarsulm. Foto: Audi
Neckarsulm – Audi startet in eine neue Design-Ära! Mit der großen Coupé-Studie Prologue hat Chefdesigner Marc Lichte schon 2014 die Richtung vorgegeben, in die es gehen soll. 2017, voraussichtlich im Herbst, rückt der Termin nun immer näher, an dem das Flaggschiff zum ersten Mal mit der neuen Formensprache vorfährt, der A8. Was dessen Konkurrenz in der Luxusklasse betrifft: Nach dem neuen BMW 7er schon gegen Ende 2015 ist ab dem kommenden Sommer dann auch die nächste S-Klasse von Mercedes auf dem Markt.
Höchste Sicherheitsstufe
Audi-Werk Neckarsulm, Leichtbau- und Karosseriezentrum. Höchste Sicherheitsstufe! Kein Fotoapparat, kein Handy! Nur in der Gruppe dürfen wir uns bewegen. Schert jemand aus, will etwas nachfragen, stehen sofort Begleiter daneben. Sicherheitspersonal flüstert geheimnisvoll in Mikrofone am Revers, beobachtet ständig sogar von höherer Warte aus. „Der neue A8 befindet sich momentan eigentlich noch in der Phase vor der Vorserie“, verweist Audi-Sprecher Tobias Söllner auf die vierte Generation der großen Oberklasse-Limousine, die in Neckarsulm in eigens dafür neu errichteten Produktionshallen entsteht.
Intelligenter Mix bei den Materialien
Wenigstens einen ersten Blick auf die Karosserie dürfen wir beim Techniktag schon einmal werfen. Produktionsvorstand Hubert Waltl spricht vom „intelligenten Leichtbau-Mix“ diesmal sogar aus gleich vier Materialien, vor allem Aluminium, danach Stahl sowie in kleineren Mengen Karbon wie beim flächenmäßig größten Innenraum-Bauteil, der Fahrgastzelle, und Magnesium wie bei der Domstrebe, der Federbeinbrücken-Verbindung, die im Autobau bisher insbesondere Tunern dazu gedient hat, die Karosserie zu versteifen.
Mit noch höherer Verwindungssteifigkeit
„Das richtige Material am richtigen Platz in der richtigen Menge“, nennt das Ulrich Widmann, der bei Audi die Entwicklung der Aufbauten leitet. Hinzu kommen neben innovativen Fertigungsverfahren in Manufakturqualität neue Werkstofftechnologien und Konstruktionsweisen, „von denen der Kunde direkt profitiert“. Bei der Verwindungssteifigkeit zum Beispiel, dem im Grunde entscheidenden Kriterium für präzises Handling und akustischen Komfort, übertreffe der neue A8 die „hervorragenden Werte des Vorgängers“ nochmals um rund ein Viertel, rechnet Widmann vor. Unterschiedliche Fügemethoden verbesserten zudem die Türöffnungen, was wiederum das Ein- und Aussteigen noch bequemer mache und das Sichtfeld des Fahrers im sicherheitsrelevanten Bereich der A-Säule erweitere.
Das Mehrgewicht hat seine Gründe
„Jedes Auto wird eben in seine Zeit hinein geboren“, kontert Tim Hämmerle den Einwand, dass die neue Rohkarosse statt wie zuvor nur 231 jetzt 51 Kilo mehr auf die Waage bringt. Der Leichtbau-Experte begründet das mit gestiegenen Anforderungen in Sachen Sicherheit, mit immer strengeren Auflagen etwa beim Fußgängerschutz und der größeren Antriebsvielfalt beispielsweise durch die Einbeziehung der Elektrifizierung.
Hochfeste Space-Frame-Rahmenstruktur
Seit 1994, seit der ersten A8-Generation, setzt Audi auf die selbsttragende Aluminiumkarosserie. Mit der ist selbst der kleine A2 schon bestückt gewesen, der seiner Zeit 1999 aber offenbar voraus war und den es seit 2005 nicht mehr gibt. Über den TT bis hoch zum Supersportwagen R8 erinnert Audi-Sprecher Christoph Lungwitz an in 23 Jahren bislang insgesamt neun Modelle und mehr als eine Million produzierte Serienautos mit der leichtbauenden, dennoch hochfesten Space-Frame-Rahmenstruktur.
Design soll noch stärker progressive Technik ausdrücken
Chefdesigner Lichte, seit 2014 bei der Volkswagen-Premiumtochtermarke mit den vier Ringen, hat zum Prologue-Showcar damals gesagt, Audi stehe für Sportlichkeit, für Leichtbau und für den Permanentallrad Quattro. Das neue Design bringe das in eine neue Form, drücke noch stärker progressive Technik aus, einerseits fließend-elegant, andererseits sportlich-straff, mit hellem Innenraum, dessen Architektur mit dem Anzeigen- und Bedienkonzept verschmilzt, mit einer Instrumententafel-Front als großem Touchdisplay und Antrieben, „die Leistung, Komfort und Effizienz zusammenbringen“.
Wie später dann auch das A9-Coupé und der Q8-Crossover
Bekannt ist bisher über den neuen A8, dass er wie der jüngste Q7 und später wohl auch das neue A9-Coupé und der Q8-Crossover auf dem überarbeiteten modularen Längsbaukasten basiert. Die Plattform dürfte erweiterte Infotainment- und Fahrdynamiksysteme, Gesten-, Sprachsteuerung, einen eigenen Bildschirm für den Beifahrer und autonomes Fahren möglich machen. Erste Erlkönigbilder gibt es schon. Sie deuten weitgehend unveränderte Länge und Radstand, einen größeren Kühlergrill und eine insgesamt coupéhaftere Form mit schmaler zulaufendem Heck an.
Erste Präsentation Mitte Juli beim A8-Gipfel in Barcelona
Motormäßig wird bis hin zum Plug-in-Hybrid über Sechs-, Acht- und sogar weiter Zwölfzylinder mit Leistungen bei den Benzinern bis über 600 und bei den Diesel von 320 bis über 400 PS spekuliert. Ein 48-Volt-Bordnetz soll einen elektrisch angetriebenen Lader erlauben. Bei den Getrieben ist von einer Achtgang-Automatik die Rede. Auch Langversion und Sportvariante S8 bleiben im Gespräch. Was die Preise angeht, dürften die sich zumindest auf dem aktuell von 84 000 bis knapp unter 148 000 Euro reichenden Niveau des Vorgängers bewegen. Für Mitte Juli hat Audi bereits seinen A8-Gipfel mit statischer Präsentation in Barcelona angekündigt, Motto „Es werde Licht(e)“.
KoCom/Fotos: Günther Koch/Audi
5. April 2017



