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"999"

Tempolimit-Anzeige in einem Kleinwagen bei unserem "Auto im Alltag"-Test. (gk)

"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Tiefer Einschnitt

Das Autojahr 2020: Pkw-Absatz geht deutlich zurück / Elektroautos legen zu / Durchbruch geschafft?

Von Günther Koch/Life-Magazin

Auch noble Mercedes-Modelle sieht man künftig wohl häufiger an Ladesäulen. Foto: Mercedes

Das war zu erwarten: Experten gehen davon aus, dass der deutsche Pkw-Markt im Gesamtjahr 2020 einen Rückgang um 20 Prozent von 3,6 Millionen auf rund 2,9 Millionen Neuzulassungen zu verkraften haben wird. Damit dürften am Ende unterm Strich dann hierzulande rund 700 000 Pkw weniger zugelassen worden sein. Der Absatz würde das tiefste Niveau seit der Wiedervereinigung 1990 erreichen. Grund: Corona und die Folgen der Pandemie-Bekämpfung vom teilweisen Produktionsstopp bis hin zur vorübergehenden Schließung von Autohäusern!

„Nie dagewesene Einbrüche“

Präsidentin Hildegard Müller vom Verband der Automobilindustrie verweist in ihrem Jahresbericht auf Herausforderungen in allen Lebensbereichen, „wie wir sie seit Bestehen der Bundesrepublik nicht erlebt haben“, und auf „oft tiefgreifende wirtschaftliche Folgen“ für viele ohne Beispiel. Müllers Kollege vom Verband der Internationalen Kraftfahrzeughersteller, Reinhard Zirpel, spricht in seiner Rückschau von „nie dagewesenen Einbrüchen“, aber auch davon, dass durch die staatliche Förderung in diesem Jahr der „Durchbruch für die Elektromobilität“ gekommen sei.

Halbjahre unterschiedlich entwickelt

Bleibt es beim vorhergesagten Minus gegenüber 2019, würden 2020 bei uns 700 000 Pkw weniger zugelassen. Erwartet worden waren höchstens 250 000 Einheiten. Wobei sich die beiden Halbjahre laut Zirpel unterschiedlich stark entwickelt hätten. Danach sei der dramatische Einbruch um 35 Prozent in den ersten sechs Monaten zustande gekommen. Mit minus vier Prozent habe das zweite Halbjahr dann „quasi zu einer leichten Erholung“ geführt. Von den 2,9 Millionen neuen Pkw sind demnach allein knapp 1,7 Millionen von Juli bis Dezember zugelassen worden, rechnet Zirpel vor.

Importeure etwas weniger stark betroffen

Auch internationale Hersteller hätten 2020 in Deutschland weniger Autos verkauft. Die Verbandsmitglieder würden bis Jahresende rund 1,16 Millionen Pkw abgesetzt haben, sagt der Präsident voraus, über 200 000 weniger als 2019. Die Importeure seien damit etwas weniger stark vom Einbruch betroffen als der Gesamtmarkt. Ihr Marktanteil werde erstmals auf über 40 Prozent steigen. Vier von zehn neuen Autos in Deutschland würden das Logo einer internationalen Marke tragen, was vor allem an der Stärke bei den Privatkunden liege, deren Anteil auf Verbandsebene Zirpel auf über 50 Prozent beziffert.

Gegenüber 2019 rund 220 Prozent Zuwachs

Seit Mitte 2020 zahlt der Bund für neu zugelassene Elektrofahrzeuge den doppelten Zuschuss. Zusammen mit dem Herstelleranteil kann die Förderung so bis zu 9000 Euro betragen. Die Automobilindustrie rechnet laut Zirpel damit, dass Ende 2020 hierzulande über 350 000 batteriebetriebene Elektroautos, Plug-in-Hybride und Brennstoffzellenautos neu zugelassen sein werden, über 170 000 batterieelektrische und über 180 000 Teilzeitstromer. Den Zuwachs gegenüber 2019 benennt der Präsident mit „sage und schreibe 220 Prozent“. Der Anteil am Gesamtmarkt würde damit von knapp drei auf zwölf Prozent steigen.

In der Transformation zur Mobilität der Zukunft

Nach wie vor sieht Zirpels Kollegin Müller die Automobilbranche als Schlüsselindustrie in Deutschland, ordnet ihr als oberstes Ziel die „treibende Kraft in der Transformation zur Mobilität der Zukunft“ zu und sich der Klimaneutralität bis 2050 verpflichtet zu fühlen. Der Weg aus der Krise sei verbunden mit der Komplexität der Digitalisierung. Künstliche Intelligenz öffne die Tür zum automatisierten Fahren. Digitale Plattformen erlaubten die Kombination unterschiedlichster Mobilitätsangebote. Neue Kommunikationstechnologien ermöglichten den Austausch von Daten zwischen Menschen, Fahrzeugen und Infrastrukturen. Bis 2024 kündigt Müller für die Branche allein 50 Milliarden Euro an Investitionen für neue Antriebe und weitere 25 Milliarden Euro für die Digitalisierung an.

Ausbau der Ladeinfrastruktur europaweit erforderlich

Bis 2030 will die Kommission der Europäischen Union schädliche Kohlendioxidausstöße statt wie bislang geplant um minus 40 um mindestens 55 Prozent senken und die erst vor zwei Jahren verabschiedeten entsprechenden Pkw-Flottengrenzwerte von minus 37,5 auf minus 50 Prozent verschärfen will. Das bedeutet, dass die Neuwagenflotte laut Müller dann bloß noch etwas mehr als zwei Liter Durchschnittsverbrauch haben darf. Erreichbar sei dieses „extrem ambitionierte Ziel“ aber voraussichtlich nur, wenn der Anteil der Elektrofahrzeuge in zehn Jahren auf mindestens 60 Prozent der Neuwagen steige. „Dies erfordert einen engagierten, schnellen und umfassenden Ausbau der Ladeinfrastruktur europaweit!“ Und hier sei auch die Politik gefragt.

Abschied vom Mulsanne bis zum Amarok

Auch 2020 ist wieder ein Jahr gewesen, in dem Hersteller mehr oder weniger bekannte, mehr oder weniger große und mehr oder weniger teure Modelle aus dem Programm genommen haben. Diesmal reicht die Liste etwa vom noblen Bentley Mulsanne über den Flügeltüren-Hybridsportler BMW i8, den kleinen Citroën-Stromer C-Zero, den Fiat-Pickup Fullback, die Lexus-Kompaktlimousine IS, den Mercedes-Pritschenwagen X-Klasse, den kleinen Peugeot-Stromer iOn, den Subaru-Sportwagen BRZ, das Toyota-Pendant GT86 und den Toyota-Hybrid Prius bis hin zum VW-Pickup Amarok. Zudem ist die Nissan-Nobelmarke Infiniti nicht mehr auf dem europäischen Markt vertreten. Und Ssangyong aus Korea, meldeten Autoweek und T-Online zuletzt, stehe vor der Insolvenz. Lesen Sie demnächst noch die Vorschau auf das Autojahr 2021 mit Ausblick auf die neuen Modelle.

KoCom/Foto: Mercedes

31. Dezember 2020