Mittwoch, 24. April 2024

FB Logo für GK 1

GALERIA AUTO Renault hat Clio aufgewertet / Benziner, Autogas, Vollhybrid. Foto: Günther Koch
GALERIA AUTO Alfa Romeo Giulia und Stelvio auch wieder als Quadrifoglio. Foto: Alfa Romeo
GALERIA AUTO Toyota Prius jetzt formschön und leistungsstärker / Nur Plug-in. Foto: Günther Koch
GALERIA AUTO Mitsubishis Kleinwagen Colt ist wieder da. Foto: Günther Koch
GALERIA AUTO Mission possible mit Abarths neuem Elektro-500e. Foto: Günther Koch

Blinklicht

"999"

Tempolimit-Anzeige in einem Kleinwagen bei unserem "Auto im Alltag"-Test. (gk)

"Soll ich Sie mal zusammen mit dem Auto fotografieren?"

Netter Passant, der gesehen hat, dass wir Aufnahmen von einem sportlichen Testwagen gemacht haben. (gk)

"Geh' Ford"

Abgewandelter "Geh' fort"-Fernsehspruch von Heinz Becker/Gerd Dudenhöffer. (gk)

Schwierige Zeiten

IAA am Scheideweg / Branche noch stärker im Umbruch / Druck wächst / Ein Rundgang über die Messe

Von Günther Koch/Life-Magazin

Im Blickpunkt bei der IAA: Der Taycan ist der erste vollelektrische Serien-Sportwagen von Porsche. Foto: Koch

Frankfurt/Main – Da braut sich was zusammen! Erster Medientag bei der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) für Pkw noch bis zum 22. September in Frankfurt/Main, Motto „Driving tomorrow“, also wie wir morgen fahren. Am City-Eingang der Messe haben Greenpeace-Umweltaktivisten bereits einen hochgebockten Pickup mit der Aufschrift „Verkehrswende ohne Klimakiller“ in Position gebracht, lassen die Abgase des Wagens über ein Ofenrohr einen schwarzen Riesenballon füllen, auf dem groß die CO2-Abkürzung für das schädliche Treibhaus Kohlendioxid zu lesen ist.

Umweltschützer demonstrieren vor der Messe. Der Elektro-Mini Cooper SE kommt Anfang 2020 auf den Markt.

Spürbarer Wandel

Diese Autoschau ist anders, die Branche im Umbruch. Der sich vollziehende spürbare Wandel hin zu elektrifizierten und weniger umweltschädlichen Antrieben zusammen mit der zunehmenden öffentlichen Kritik an herkömmlichen Motorisierungen hat den Verband der Automobilindustrie als Veranstalter der IAA auch mit Blick auf die Nachwirkungen des Dieselskandals jetzt noch stärker unter Druck gesetzt. Mehr als 20 Marken von Alfa bis Volvo sind nicht mehr dabei. Die verbliebenen teilen sich in nur noch vier statt vorher acht Hallen auf.

Den neuen Opel Corsa gibt es künftig auch als Elektrovariante. Fachgespräch am Batteriepack des Kleinwagens.

Dialog angeboten

Schwierige Zeiten. Klimaschutz, CO2-Ziele, alternative Antriebe, Digitalisierung, Vernetzung, automatisiertes Fahren mit Auswirkungen auf das gesamte Verkehrssystem, globale Ausrichtung in Zeiten von Protektionismus und Handelskonflikten, milliardenschwere Investitionen: Verbandspräsident Bernhard Mattes weiß um die Herausforderungen des „enormen Transformationsprozesses“, um das gesellschaftlich-politische Umfeld, das sich offenbar ändert. So sind zahlreiche Demonstrationen und Blockaden aus Anlass der IAA angekündigt. Vor allem große und PS-starke SUV, die viel Sprit verbrauchen, finden sich wieder einmal im Fadenkreuz der Umweltschützer. Den Nicht-Regierungsorganisationen habe man ein Dialogangebot gemacht, sagt Mattes, der die deutlich abgespeckte Veranstaltung trotz aller nicht selten hinter übergroßen Vorhängen verborgenen Leerflächen dennoch weiter für den „international wichtigsten Leitevent der Mobilität der Zukunft“ hält.

Noch lässt die nächste Präsentation auf sich warten. Der neue Land Rover Defender ist mit Spannung erwartet worden.

Kein reiner Marketingort mehr

Vom reinen Marketingort, an dem Unternehmen in der Vergangenheit die möglichst große Bandbreite ihrer Produkte gezeigt hätten, hin zu einem Treffpunkt für Dialog, Networking, Integration, Kooperation, neue Verbindungen und Zukunftsgedanken – so beschreibt Mattes die veränderte Ausrichtung der IAA unter Einbeziehung neuer Ausstellungs-, Konferenz-,  Erfahrungs- und Karriereformate. Damit sei die Messe „viel mehr als eine Showbühne zu Marketingzwecken“, sie sei „auch Netzwerk-, Integrations- und Diskussionsfläche“. Es gehe darum, so Mattes, „Mobilität mit allen Sinnen zu erleben, sie zu sehen, sie zu erfahren“ – und eben darüber zu diskutieren.

Statt als Coupé fährt Fords Puma neu als kleiner SUV-Crossover vor. Auch chinesische Hersteller sind wieder vertreten.

PS-Stärke eher im Hintergrund

Auffällig an den verbliebenen Ständen: Es sind meist ganz vorn doch mehr elektrifizierte und vollelektrische Modelle sowie eine ganze Reihe von der Serie allerdings oft noch weit entfernter Konzeptautos zu sehen, zumindest an den Medientagen. PS-stärkere Autos finden sich eher im Hintergrund. Deutlich abgespeckt tritt Daimler mit Mercedes, Maybach, AMG und Smart in Halle 2 auf. Halle 3 bleibt Volkswagen mit den Konzernmarken Audi, Lamborghini, Porsche, Seat, Skoda und VW vorbehalten. Ford und Honda sind in Halle 8 zu finden, wo gleich zu Beginn eine Polizeiaktion für Aufregung sorgt, als ein Mann in Handschellen abgeführt wird. In Halle 11 haben sich Alpina, BMW, Hyundai, Jaguar, Land Rover, Mini und Opel eingerichtet. Darüber hinaus sorgen Marken wie Byton, Hongqi, Wey und, am Hauptbahnhof, Aiways für meist frischen SUV-Wind aus China.

In einer Ausstellungswand im Freien präsentiert Renault den Captur. Honda setzt auf den kompakten Stromer Honda-e.

Vom Defender zum ID3

Die sehenswerten Neuheiten sind bei der kleineren Zahl der noch ausstellenden Marken überschaubar: Der künftige Land Rover Defender etwa gehört dazu, der jedoch etwas sein vorher typisch kantiges Äußeres verloren hat und abgerundeter vorfährt, dann Fords neuer Puma, der nicht mehr als kleines Coupé, sondern als Crossover-SUV daher kommt, Hyundais flotter i10-Flitzer, den es künftig auch in sportlicherer N-Line-Ausführung geben soll, Lamborghinis 819 PS starker Hybridsportler Sián FKP 37, mit dem die Italiener den 1937 geborenen und gerade verstorbenen früheren Volkswagen-Chef Ferdinand (Karl) Piëch ehren, natürlich Porsches erster Sportwagen-Stromer Taycan – und schließlich der kompakte ID3, mit dem VW endlich der Elektromobilität zum Durchbruch verhelfen will und dafür vorerst sogar noch den neuen Golf zu Hause gelassen hat.

Wey aus China hat seinen Wey-X-SUV mitgebracht. Auch nostalgisch geht es bisweilen auf der IAA zu.

Von Audi bis Mini

Was sonst noch vorgestellt wird? Audi hat unter anderem die neuen A1 Citycarver, A4, S7, RS6, Q3 Sportback und Q7 dabei. BMW – die Münchner erleben einen Schreckmoment, als bei ihnen die Decke eines Standelements herunter fällt, zum Glück aber niemanden verletzt – setzt auf die neuen 1er, 3er Touring, M8 und X6, spielt mit dem Entwicklungsfahrzeug i-Hydrogen Next auf X5-Basis zudem sogar das Thema Brennstoffzelle wieder, will wohl ab 2022 eine entsprechende Kleinserie auflegen. Ford hat den neuen Kuga am Stand stehen, wie den Explorer-SUV auch als Hybrid. Honda will es mit dem kompakten Honda-e jetzt vollelektrisch ebenfalls bei uns wissen. Mercedes hat die komplett neuen GLB-, GLE-Coupé- und GLS-SUV, das erste EQ-Modell, die elektrische V-Klasse und die AMG-Versionen der Kompaktbaureihe mitgebracht. Bei Mini steht der ab Anfang 2020 startende Elektro-Cooper SE im Scheinwerferlicht.

Mit ID hat sich VW auf Elektro festgelegt. Der ID3 ist sicher eine der wichtigsten IAA-Neuheiten 2019.

Von Opel bis VW

Opel zeigt neben dem neuen Corsa künftig auch als Elektrovariante noch den überarbeiteten Astra und den Grandland X Hybrid4 als ersten Plug-in-Hybrid der Marke. Renault, zwar ohne eigenen Stand, dafür aber mit überdimensionierter Ausstellungswand im Freien, präsentiert den neuen Captur. Seat kündigt den siebensitzigen Tarraco für nächstes Jahr als Plug-in-Hybrid an, hat den kleinen Mii unter Strom gesetzt. Was bei Skoda gleichfalls für das Schwestermodell Citigo gilt, wobei die Tschechen mit dem Superb iV zudem noch auf ihr erstes Modell mit Hybridantrieb verweisen und die Premiere ihres kleinen Kamiq-SUV feiern, während VW neben dem ID3 die Aufmerksamkeit immerhin auch noch auf den neuen E-Up und das T-Roc-Cabrio lenkt.

Den el-Born hat Seat als ersten Stromer konzipiert. Blick in Halle 3, wo die Volkswagen-Marken vertreten sind.

Und wie sieht die Zukunft aus?

Die Frage stellt sich: Wie wird die nächste IAA wohl aussehen, nachdem sie spätestens jetzt am Scheideweg steht? Wo findet sie statt? Und wer wird an der Spitze des Verbandes stehen, der sie veranstaltet? Präsident Mattes jedenfalls scheint sich immer mehr auch gegen Kritik wehren zu müssen, wonach Mitglieder sich wohl eine noch stärkere Vernetzung der Verbandsspitze wünschen und dass diese noch stärker ihre Stimme erhebt.

Auf der Suche nach dem Audi A1. Mercedes stellt den fast kastenförmigen Kompakt-SUV GLB vor.

Noch bis 22. September

Die IAA, auf der diesmal noch rund 800 Aussteller, darunter Hersteller und vor allem Zulieferer, aus über 30 Ländern vertreten sind, findet noch bis zum 22. September auf dem Messegelände in Frankfurt/Main statt. Sie ist von 9 bis 19 Uhr geöffnet, am After-Work-Day Freitag, 20. September, von 11 bis 21 Uhr. Ein Tagesticket kostet vor Ort 15, an Wochenenden 17 Euro. Für bestimmte Besuchergruppen gibt es Ermäßigungen. Online sind Karten etwas günstiger zu haben. Internet-Information: www.iaa.de.

Skoda zeigt den neuen Kamiq. Lamborghinis 819 PS starker Sián FKP 37 ist eine Hommage an Ferdinand (Karl) Piëch.

KoCom/Foto: Günther Koch

10. September 2019